Aarau muss brennen
Von Fabio Del Bianco am 11. August 2010 veröffentlichtCup Viertelfinal 1989 Basel vs. Aarau.
In jenen Tagen bewegten wir Basler uns im Elend der Nationalliga B.
Die Tristesse hatte an diesem Tag mal Pause. Erwartungsfrohe Fans bewölkerten das Joggeli. Chris und ich gehörten auch dazu. Um die Spannung gleich mal raus zu nehmen, Basel verlor mit 0-2.
Ein Ex Basler versetzte die Massen in Rage. Adrian Knup wurde an diesem Abend zum unwiderruflichen Judas. Er hatte doch tatsächlich den Magen beide Tore gegen unseren FCB zu schiessen. Dieser Verräter freute sich sogar noch. Die Basler Volksseele kochte.
Vorallem meine tat`s. Was für ein trauriger Mist, wieder nichts mit Freude und feiern. Die Vergangenheit wurde an diesem Abend wieder einmal von der Realität eingeholt. Der Stich in mein Basler-Fussball-Herz war tief und bitter.
Dieser Judas MUSSTE bezahlen, wir wollten ihn alle beim Ausgang abfangen. Wir stampften zu unserem finalen Ziel.
Jetzt begann ich sogar noch zu singen, ich schrie eher. “Aarau muss brennen, Aarau muss brennen”. Mein Freund Chris schaute mit einem belustigten Blick zu mir und schrie mit. In dem Moment wussten wir beide, was für ein hirnlosen Schrott wir da von uns gaben. Aber es gefiel uns so primitiv zu sein. Es befreite uns vom Frust der Niederlage
Die Anderen die mit uns stampften, schauten voller Einvernehmlichkeit zu mir, und schrien noch lauter: “Aaarauuu musss brennnen”!!
Die meinten es wohl Ernst, na ja wohl ernster als ich und Chris.
Als dann Adrian Knup rauskam und zum Mannschaftsbus des FC Aarau lief, er tat dies etwas schneller als gewöhnlich, schrien wir uns die Lunge aus dem Leib. “Judas, Judas” hörte ich mich brüllen.
Im Endeffekt kratzte ihn und den FC Aarau das Gekrätze wenig bis gar nicht. Die Stadt Aarau wurde auch nicht abgefackelt, sie steht unversehrt dort wo sie stehen sollte.
Viel heisse Luft um den unsäglichen Frust zu bewältigen, Chris und ich fanden es lustig. Doch eigentlich war diese Art von Nachspielzeit nicht mein Ding. Es war jedoch interessant mich selbst dabei zu beobachten, wie ich scheinbar die Kontrolle über mich verlor.
Als wir letztendlich von Dannen zogen, sah ich meinen Cousin an einer Hauswand stehen. Arme und Beine gespreitzt und von der Polizei etwas intensiver begutachtet. Ich grüsste ihn, “Andi, alles klar wie geht`s?” “Gut Danke und Dir?”
“Scheiss Spiel” hörte ich mich noch sagen.
Fabio Del Bianco