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“Allez Lausanne”

Von Fabio Del Bianco am 3. August 2011 veröffentlicht
Thema: Alltag

FC Basel –Lausanne Sports irgendwann in der Saison 1977/78

Als Fan des damals amtierenden Schweizer Meister, hatte man natürlich Ansprüche. Diese mussten natürlich erfüllt werden. Selbstredend, klar! Zu jener Zeit war ich 14 Jahre alt. Die Samstage gehörten dem FCB; ganz klar! Lausanne Sports war zu Gast im Joggeli. Ob es ein Sieg werden würde stand nicht zur Debatte. Wie hoch der FC Basel gewinnen würde, darüber wurde „gewerweist“. Lausanne war nun wirklich kein Gegner in unseren Augen. Soweit ich mich erinnere regnete es an diesem Abend. Die ersten Minuten in Verbindung mit dem Sch….. Wetter erzeugten bei einigen Fans eine etwas gereizte Stimmung. Lausanne hielt dagegen. Nein, um bei der Wahrheit zu bleiben, die spielten sogar besser als der FCB.

Tatsächlich wagten die es sogar noch in Führung zu gehen. Die Torabfolge weiss ich nicht mehr genau, ist auch nicht so wichtig. Tatsache war, dass irgendwann lang in der zweiten Halbzeit, unser FC Basel mit sage und schreibe 1-4 hinten lag. Was für eine Demütigung. Ich zumindest kannte solche Szenarien nicht. Praktisch immer wurden Heimspiele gewonnen. Zu meiner äussersten Befriedung wurden die Auswärtigen mit Packungen nach Hause geschickt. Die Protagonisten trugen ROT-BLAU. Das war einfach so. Der Gegner stand zwar auch auf dem Platz, doch dieser spielte den Part des Statisten.

Was auch immer an diesem Tag schief lief, es lief gründlich schief.  Das was dann aber ab der achtzigsten Minute im „FCB-Egge“ ablief, hab ich weder vorher, noch Gott sei Dank nachher wieder erleben müssen. Nun, wie es bei meinen „Mit-Fans“ in ihrem Inneren aussah, kann ich nicht genau sagen. Ich auf jeden Fall, war auf das Maximum genervt und enttäuscht. Ein Blick, ein Wort, dann mehrere gegenseitige Blicke und eins oder zwei nicht druckreife Sätze. Die Eigendynamik nahm ihren Lauf.  Der erste, ich war es zu meiner Entschuldigung nicht, begann zu schreien: „Allez Lausanne, allez Lausanne“ Wir Basler neigen eben zu einer gewissen Selbstironie. Der ganze Fan-Block begann inbrünstig, aber auch mit einem verschmitzten Lachen, zu skandieren: „Aaallleeee Looosaaann“

Fürwahr, wir waren in diesem Moment wirkliche Egoisten. Die Mannschaft hatte gefälligst zu gewinnen. Die sollten uns bei guter Laune halten. Die hatten die verdammte Pflicht unseren Selbstwert zu stärken. Für was denn sonst ins Stadion gehen? Wir hatten einfach keine Übung im Verlieren von Heimspielen.

Der Fan des FC Basel sollte später aber noch Übung bekommen. Gut wussten wir das in jenen Tagen nicht. Wir wären wohl vollends zum Gegner übergelaufen!

Nein, natürlich nicht. Im Herzen waren, sind und werden wir auf Gedeih und Verderb FCBeeeler bleiben.

Ihr fragt mich, ob ich mich dafür schäme, dass ich für 10 Minuten ein Überläufer wurde?  Sag ich nicht. Bleibt mein Geheimnis.

Nur soviel; ich habs` ja jetzt gebeichtet. Danke habt ihr zu ge(lesen). Jetzt muss ich aber aufhören. Muss zur Strafe noch zehn „AVE FC BASEL“ aufsagen.

So sei es!

Fabio Del Bianco