Archiv der Kategorie ‘Horror’
Von MrVienna am
9. Januar 2012 veröffentlicht
Alles begann mit rasenden Kopfschmerzen. Es hämmerte, stach und drückte so heftig, dass ich fürchtete, mein Kopf müsste jeden Moment explodieren. Ich schluckte Unmengen von schmerzstillenden Tabletten, spülte mit Bier oder Schnaps nach, aber die höllischen Qualen wurden um keinen Deut schwächer.
In meiner Todesangst ging ich sogar zum Arzt. Doch auch der konnte mir nicht helfen. Er meinte nur, ich sollte aufhören zu trinken, ich sei noch ein junger Mann und sollte mein Leben nicht wegwerfen. Der Unwissende! Er hatte keine Ahnung, wie öde und trostlos die Welt ohne Alkohol sein konnte. Er verschrieb mir Medikamente. Er schrieb soviel auf, bis das Rezept aussah, wie eine lange Einkaufsliste. Als ob mir das helfen könnte. Sobald ich die Ordination verlassen hatte, zerknüllte ich das Papier und warf es ihm vor die Tür.
Ein Erholungsklick…
Mein Zuhause hatte sich verändert. Auf meinem Bett tummelten sich bunte Eidechsen, sie rannten wie irr durcheinander, verschwanden aber sofort in den Falten des Leintuches, wenn ich näherkam. Ich überlegte, wen ich anrufen könnte, aber mein Telefon verwandelte sich in ein krötenähnliches Tier, das immer wieder hochsprang.
Diese Dinge ermüdeten mich, es war Abend und ich wollte nur noch schlafen. Vor den Eidechsen ekelte es mich, deswegen wählte ich den Fußboden als Nachtquartier. Zuvor öffnete ich den Kleiderschrank, warf alle Wäschestücke zu Boden, um weicher liegen zu können. Und obwohl die Schmerzen wie Bleikugeln in meinem Kopf herumrollten, schlief ich nach kurzer Zeit ein.

Am nächsten Morgen waren die Kopfschmerzen verschwunden. Etwas Unerklärliches war mit mir geschehen: Eine besondere Klarheit umgab mich, die es mir sogar erlaubte, durch Dinge hindurchzusehen. Alles um mich herum wurde gläsern und ich begriff: Auch die Menschen sind für mich zu Glas geworden. Ich kann in sie hineinsehen und ihre Gedanken wie Buchstaben aus einem Buch herauslesen.
Es klopfte an der Tür und das kam mir wie gerufen. Denn der Rhythmus des Klopfens verriet meine Nachbarin. Die Witwe, deren Mann voriges Jahr, an einem Sonntagmorgen nicht mehr aufgewacht war, und die mir öfters Essen herüberbrachte. Mir war nicht klar, warum sie das tat, aber ich vermutete eine Täuschungsabsicht dahinter. Doch heute werde ich ihre wahren Absichten herausfinden. Deshalb war ich auch ein wenig aufgeregt, als ich die Tür öffnete. Sie hielt mir lächelnd ein Stück Kuchen entgegen und ich sah sofort, dass mir Gefahr drohte. Denn ihr Gesicht veränderte sich für den Bruchteil einer Sekunde zu einer scheußlichen Fratze, um anschließend gleich wieder in das hinterhältige, harmlose Lächeln zurückzufallen. Dieser Anblick war teuflisch. Ich blickte durch ihre gläserne Stirn und erschrak: Nur Dunkles und Böses starrte mir entgegen. Gleich Gewitterwolken türmten sich hässliche Gedanken in ihrem Gehirn, drängten gegen die Knochenwände, verformten sich langsam in fette schwarze Spinnen, die, nach einem Ausweg suchend, durch Augen und Ohren aus dem Kopf herausdrängten. Die haarigen Biester stelzten dann langsam über ihre Schultern und Arme, krabbelten über den Kuchen, den ich bereits in der Hand hielt und kratzten mit ihren hässlichen, borstigen Körpern an meiner Haut. Mit einem Aufschrei schleuderte ich den Kuchen von mir und schlug die Tür zu.
Ein Klick zwischendurch…
Nun war es sonnenklar: Die Witwe wollte mir Böses antun, sie wollte mich ermorden. Aber das werde ich nicht zulassen, ich musste ihr zuvorkommen. Und die wunderbare Klarheit ließ auch gleich den richtigen Plan vor meinen Augen entstehen.
Sofort begann ich, die nötigen Sachen für mein Vorhaben zusammenzusuchen. Ich war aufgeregt und die Angst quälte mich. Ich sah auf die Uhr: Ich hatte noch 45 Minuten. Aber das reichte, denn bald hatte ich alles gefunden, was ich brauchte und legte die Sachen sorgfältig vor der Tür ab. Zuerst den Hammer, den Mauerhaken, dahinter die Drahtrolle. Mir fiel ein, dass ich auch noch eine Zange brauchen könnte und legte auch diese dazu.
Erneut sah ich auf die Uhr: Noch 30 Minuten! Dann wird sie die Küchenabfälle hinunter tragen, so wie jeden Abend. Und diese Gewohnheit werde ich nützen, ich werde ihr das Leben nehmen, bevor sie mich tötet! Denn meine wunderbare Klarheit gab mir die Gewissheit, dass dies der einzige Ausweg war.
Aber die Zeit drängte, ich durfte mich um nichts in der Welt verspäten. Vorsichtig öffnete ich die Tür und spähte durch den Spalt. Im Flur war es dunkel und ruhig, keine Seele war zu sehen. Ich schlich mich leise, mit Hammer und Mauerhaken, zur Treppe. Glücklicherweise drang schwaches Straßenlicht durch die Fensterscheiben, sodass ich ausreichend sehen konnte. Ich wählte eine Mauerstelle neben der dritten Stufe, in einer Höhe von ungefähr zwanzig Zentimeter. Dort setzte ich den Mauerhaken schräg an und wartete, bis draußen die Schnellbahn mit ihrem üblichen Gekreische und Gepolter vorüberjagte. Als es soweit war und der Höllenlärm losging, trieb ich mit drei kräftigen Hammerschlägen den Haken in die Mauer.
Leise zog ich mich wieder in meine Wohnung zurück, um jetzt die Drahtrolle und die Zange zu holen. Ich befestigte ein Ende des Drahtes mit Hilfe der Zange an dem Mauerhaken. Das andere Ende machte ich auf der gegenüberliegenden Seite, an dem Gusseiserner Steher fest, der den Handlauf stützte. Ich spannte den Draht so gut ich konnte und kontrollierte sorgfältig beide Enden. Es war getan. Probeweise zupfte ich daran: es klang wie die Saite einer Gitarre. Stolz erfüllte mich: In kurzer Zeit hatte ich eine perfekte Stolperfalle gebaut.
Als ich auf Zehenspitzen zu meiner Wohnung zurückhastete flammte plötzlich das Drei-Minuten-Licht durch das Stiegenhaus. Eilig zog ich mich in meine Wohnung zurück und legte das Ohr an die Tür. Schritte hallten aus dem oberen Stockwerk. Es durchfuhr mich glühend heiß. Wenn jetzt jemand anderer in meine Falle geriet? Und dabei meine Falle beschädigt und soviel Lärm verursacht, dass die Mörderin hinter der Nebentür gewarnt war? Ich überlegte fieberhaft, was ich tun könnte. Sollte ich zu diesem Menschen sagen: Wenn Sie jetzt weiter gehen, werden Sie in den Tod stürzen. Hier gibt es eine Stolperfalle, aber die ist nicht für sie gedacht.
Die Schritte bewegten sich jetzt vor meiner Tür vorbei. Ich hielt den Atem an. Dann hörte ich einen kurzen Schrei, gefolgt von einem mehrmaligen dumpfen Poltern. Ich war erstarrt. Kein Laut war zu vernehmen.

Mit klopfendem Herzen schlich ich leise die Tür hinaus. Von meiner Nachbarin war nichts zu sehen, auch nichts zu hören und ich sagte zu mir: Wenn es einen Gott gibt, so danke ich ihm dafür, dass er ihr Gehör nicht besser ausgerüstet hatte.
Ich pirschte mich an die Treppe. Die Falle war unbeschädigt, mir fiel ein Stein vom Herzen. Wieder war ich von Stolz erfüllt, ich hatte wirklich eine solide Arbeit geleistet.
Aber unten, am Fuße der Treppe, da lag jemand. Natürlich der Idiot, der sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen konnte, die Stiegen hinunterzugehen. Egal, die Person musste weg, sie würde mich verraten. Auf Zehenspitzen eilte ich die Stufen hinunter.
Eine Frau, von einem dunklen, faltigen Mantel umhüllt, lag seltsam verrenkt am Boden. Ihr Gesicht zeigte nach unten, daher konnte ich sie nicht erkennen. Aber das war sowieso unwichtig, denn ich hasste diese Person. weil sie versucht hat, meine Pläne zu durchkreuzen. Deswegen wurde ich so zornig, dass ich sie am liebsten beschimpft oder geschlagen hätte. Ich stupste mit der Fußspitze gegen ihre Hüfte und sie reagierte nicht, anscheinend war sie tot. Nun, sie hatte es auch verdient, beinahe hätte sie mir alles verdorben.
Dann hörte ich oben das Vorhängeschloss meiner Nachbarin klappern. Ich sah auf die Armbanduhr: Zweiundzwanzig Uhr! Es ist soweit, jetzt bringt sie den Müll in den Hof. Oder hat sie alles bemerkt und kommt jetzt, um mich zu töten? Wie auch immer, ich musste mir ein Versteck suchen. Und die Leiche konnte ich auch nicht hier liegen lassen. Deswegen packte ich die tote Frau an den Fußknöcheln und zerrte sie bis zum nächsten Stiegenabsatz, von wo ich sie einige Stufen hinunter schleifte. Ihr Kopf schlug dumpf auf jede Stufe auf, aber ich wusste nicht, wie ich jetzt Geräusche zu vermeiden könnte, schließlich ging es um mein Leben, denn die Schritte der Mörderin hallten mir von oben immer lauter entgegen. Zitternd vor Aufregung setzte ich mich auf eine Stufe und wartete.
Es vergingen nur wenige Sekunden dann wiederholten sich die gleichen Laute wie vorhin: Ein kurzer Schrei, gefolgt von einer Serie dumpfer Erschütterungen. Ich spürte den Triumph von den Fingern bis in die Zehenspitzen. Es hatte funktioniert, ich hatte den Kampf auf Leben und Tod gewonnen!
Ein neuer Klick zu Ihrer Erholung…
Schnell sprang ich auf, eilte nach oben und weidete mich an dem Anblick der Mörderin: Sie lag reglos auf dem Boden. Kurz fiel mir eine alte Fotografie ein, auf der ein Großwildjäger hinter einem erlegten Löwen stand und seinen Fuß auf dessen mächtigen Körper aufstützte. Es hätte mir viel bedeutet, könnte ich jetzt ein ähnliches Foto mit mir und der Mörderin machen. Doch ich musste jetzt die Stolperfalle entfernen. Schnell holte ich die Zange aus der Hosentasche, löste die Drahtschlingen, zerrte an dem Haken, musste ihn aber zurücklassen, weil er zu fest in der Mauer saß.
Zwischendurch warf ich einen Seitenblick auf meine besiegte Feindin und war gleich darauf wie vom Blitz getroffen: Sie hatte sich bewegt! Ihr Kopf rollte langsam herum und ihre bösen Augen bohrten sich wie glühende Lanzen in mein Gesicht.
Ich näherte mich ihr vorsichtig, obwohl ich vor Angst schlotterte. Ihre Stirn war noch gläsern, daher konnte ich sehen, wie sich in ihrem Gehirn erneut böse Gedankenwolken zusammenballten. Und ich wusste, sie werden sich jeden Moment in schwarze Spinnen verformen, sich aus Augen und aus Ohren herauszwängen und mich verfolgen. Die Mörderin hat immer noch nicht aufgegeben.
Für Überlegungen war jetzt keine Zeit. In meinen Händen hielt ich noch den Draht der Stolperfalle. Hastig schlang ich diesen um ihren dürren Hals und drehte mit der Zange die beiden Enden zusammen, sodass sich die Schlinge immer mehr verengte. Dabei vermied ich es, sie anzusehen, denn möglicherweise hätte sie mir die schwarzen Spinnen geschickt, die mich mit Giftstacheln töten könnten. Dann ließen ein leises Röcheln und ein Aufbäumen des Körpers erkennen, dass ich nun endgültig von meiner Feindin befreit war.
Jetzt musste ich den Leichnam verstecken, denn es erschien mir schwierig, jemanden meine Notlage zu erklären. Meine Wohnung war als Versteck am besten geeignet, also zerrte ich die Leiche die Stufen hinauf. Aus dem Körper war Blut ausgeflossen, ich wusste nicht woher, aber es breitete sich als grellrote Bahn, wie ein Empfangsteppich, über die Stufen aus.
Esoterik…
Ich schleifte sie ins Vorzimmer und lehnte ihren Oberkörper gegen die Innenseite der Tür. So sparte ich Platz. Ihr böser Blick saugte sich immer noch an mir fest, deswegen verhüllte ich ihr Gesicht mit einem Handtuch.
Dann erinnerte ich mich an die zweite tote Frau, unten im Treppenhaus. Obwohl die Müdigkeit schon übermächtig war und auch mein Hemd schweißnass am Körper klebte, hatte ich keine andere Wahl, als auch noch den zweiten toten Körper in meine Wohnung zu bringen. Das war schwierig, denn die Blutlachen auf den Stufen ließen mich oft ausgleiten. Anscheinend gab es auch bei dieser Leiche eine offene Verletzung, noch nie hatte ich soviel Blut auf einem Fleck gesehen.
Als ich eben den zweiten toten Körper in meiner Wohnung ablegte, vernahm ich einen leisen Schrei hinter mir. Ich fuhr erschrocken herum und erblickte eine Frau, die mit vorgeneigtem Oberkörper, beide Arme weit von sich gestreckt, aus aufgerissenen Augen auf die beiden toten Frauen starrte.
Klick-Erholungspause…
Ich überlegte, wie ich ihr am besten meine Zwangslage erklären könnte. Aber als ich zufällig einen Blick hinter ihre gläserne Stirn warf, änderte ich schnell meine Meinung: Denn ich konnte deutlich herauslesen, dass auch sie mich töten wollte. Und deswegen musste ich ihr zuvorkommen.
Fieberhaft dachte ich nach, wie ich es am besten anstellen könnte. Die Drahtschlinge war noch fest um den Hals meiner Nachbarin geschlungen, es würde zu lange dauern, sie wieder aufzuwinden. Also musste ich improvisieren. Blitzschnell packte ich die Frau bei den Oberarmen, drängte sie zur Treppe und versetzte ihr einen kräftigen Stoss. Sie stürzte schreiend in die Tiefe, überschlug sich, rollte seitlich weiter, versuchte immer wieder, mit den Händen ihr Gesicht zu schützen, und blieb schließlich am Ende der Treppe bewegungslos liegen.
Der Gedanke ekelte mich an, nun wieder eine Leiche in meine Wohnung schleppen zu müssen. Deswegen stieg ich widerwillig langsam die Stufen hinunter. Doch nach wenigen Schritten hob die Frau den Oberkörper und starrte mir mit aufgerissenen Augen ins Gesicht. Mein Ekel und meine Angst steigerten sich, ich beschleunigte meine Schritte. Sie stemmte sich hoch und versuchte, auf den Knien davonzukriechen. Nun musste ich die Stufen hinunterlaufen. Sie schrie, rappelte sich auf, stützte sich mit den Händen an der Mauer ab, und flüchtete, hinkend und stolpernd, den nächsten Treppenabsatz hinunter.
Meine Kräfte waren am Ende, ich konnte einfach nicht mehr. Die Geschehnisse der vergangenen Stunden hatten mich total überfordert. Langsam und müde kehrte ich um. Bei jedem Schritt klammerte sich Blut an meine Sohlen und peinigte mich mit einem klatschenden Laut. Es waren hässliche Geräusche. Und auch der Anblick des Blutes war hässlich. Es glotzte mich aus allen Richtungen an: Vom Boden, von den Wänden, von meinen Händen. Ich konnte es nicht mehr sehen, es musste sofort verschwinden.
Letzte Pause…
Ich holte aus meiner Wohnung einen Eimer voll mit Wasser, griff mir ein Handtuch, kniete auf mich den Steinboden, und begann das Blut von den Stiegen zu waschen. Doch das Blut wehrte sich gegen meinen Reinigungsversuch. Es sog gierig das Wasser auf, breitete sich noch mehr aus, schwoll an, strömte um mich herum und drohte, mich einzuschließen.
Dann standen plötzlich Polizisten, mit Helmen und kurzen Gewehren, um mich herum. Und ich war froh darüber, denn ich konnte wirklich Hilfe gebrauchen. Ich erzählte, welch schreckliche Erlebnisse ich erdulden musste und wie knapp ich dem Tode entronnen war.
Natürlich war ich aber auch stolz auf meine Leistungen. Ich führte sie hinauf, in meine Wohnung, und zeigte ihnen die beiden toten Frauen, nicht ohne sie vorher davor zu warnen, die Handtücher von den Köpfen zu nehmen. Sie machten erschrockene Gesichter und ich spürte ihr Mitgefühl zu mir.
Dann brachten sie mich in einen kleinen Raum. Der ist eng, aber sauber, und es gibt regelmäßig Mahlzeiten. Auch darüber bin ich froh, denn nun bin ich beschützt und brauche mir auch keine Gedanken mehr darüber zu machen, wie ich die beiden Leichen versorgen soll. Manchmal sehen mich die Männer böse an. Aber ich weiß, dass sie sich nur verstellen. Sie meinen es gut mit mir. Denn ich kann in ihre Gehirne sehen und dort gibt es keine schwarzen Spinnen.
Von babsi am
16. Juni 2010 veröffentlicht
An einem verregneten Tag im November spätabends fuhr Neyla mit ihrem Auto alleine nach Hause. Sie hatte es an diesem Abend besonders eilig nach Hause zu kommen. Gerade heute hatte ihr Chef verlangt, dass sie Überstunden macht, genau an ihrem 2. Jährigen Jubiläum mit Mark. Und das, wo es eh gerade nicht besonders gut zwischen den beiden lief und Mark ihr bei jeder Gelegenheit die Schuld an ihrer Misere gab. Der Weg nach Hause kam ihr heute auch noch doppelt so lang vor wie sonst…plötzlich fiel ihr der unbeleuchte Schleichweg ein. Ein Weg mit dem sie mindestens 5 Kilometer sparen konnte. Der Feldweg war nicht sonderlich gut beleuchtet aber das was Neyla egal. Um Mark nicht wieder zu verärgern und wenigstens noch ein bis zwei Stunden mit Mark verbringen zu können nahm sie den kürzeren Weg auf sich.
Ein paar Kilometer weiter bog Neyla auch schon in den Feldweg ein. Viele Sterne leuchteten am Himmel und somit war es nicht ganz so finster. Aber rechts und links neben dem Weg sah Neyla nichts. Die Bäume standen im Wald viel zu dicht beieinander. Aber die nächsten paar Meter konnte sie dank ihren Nebelscheinwerfern gut überblicken. Plötzlich wurde Neyla ein wenig mulmig und sie beschloss alle Türen zu verriegeln. Mit geschlossenen Türen fühlte sie sich gleich viel sicherer. Wieso sollte sie auch Angst haben nur weil es dunkel war? Sie ist eine erwachsene und emanzipierte Frau und dank der Abkürzung würde sie Mark schon in spätestens 20 Minuten in die Arme schließen können.
Plötzlich erblickte Leyla einige Meter vor sich einen Baumstamm der quer über dem Weg lag. Die Bäume waren am linken und rechten Wegrand so nah dran, dass sie unmöglich vorbeifahren konnte. Neyla blieb stehen. Plötzlich fand sie ihre Idee die Abkürzung zu nehmen gar nicht mehr so gut. Wieso hatte sie das getan? Sollte sie jetzt wirklich aussteigen und den Stamm wegräumen? Er sah nicht sonderlich schwer aus aber Neyla bekam ein Ungutes Gefühl…
Nach einigen Minuten beschloss Neyla so schnell wie möglich auszusteigen und zum Baumstamm zu rennen in nur soweit beiseite zu schieben, dass sie gerade daran vorbeifahren konnte und dann wieder zurück ins Auto zu rennen und die Türen zu verriegeln. Plötzlich hörte Neyla in der Ferne ein weiteres Fahrzeug. Konnte es wirklich sein, dass jemand zufällig auch heute die Abkürzung nahm? Nein! Noch ein Grund für Neyla schnell den Stamm wegzuschieben. Sie stieg aus dem Wagen und räume den Stamm so schnell sie konnte beiseite. Der andere Wagen kam immer näher. Neyla rannte zurück zum Auto. Auf halbem Wege brach Ihr Absatz ab aber das war ihr egal, Sie zog schnell die Schuhe aus rannte zum Wagen, sprang rein und verriegelte die Türen. Sie erkannte hinter sich die Lichter eines großen Wagens. Der Fahrer begann plötzlich wie wild zu hupen. Wollte es, dass Neyla losfuhr? Da hatte es wohl jemand genauso eilig wie Neyla.
Neyla drückte barfuss aufs Gas und fuhr so schnell sie konnte los. Nur noch wenige Meter und sie würde auf einer helleren und mehr befahreneren Straße ankommen. Doch der Fahrer des Wagens hinter ihr fuhr immer dichter auf. Er hupte immer noch wie wild und blinkte mehrfach auf. Neyla verstand nicht, was er wollte aber ihr wurde wieder unwohl. Plötzlich hörte der Fahrer auf zu hupen aber versuchte nun scheinbar sie zu überholen. Endlich war Neyla auf der etwas mehr befahrenen Straße angekommen. Nur noch 5 km bis zuhause. Wahrscheinlich wollte der Fahrer durch das Überholen Neyla zum Bremsen bringen. Jetzt bekam Neyla Angst. Sie gab Vollgas und ließ nicht zu, dass der Fahrer sie überholt. Aber er folgte ihr immer noch.
Plötzlich sah Neyla das gelbe Ortschild ihrer Stadt. Sie war daheim. Der Spuk war zu Enden. Die erste Straße bog sie rechts ab. Doch der Fahrer folgte ihr immer noch. Neyla bekam Angst, dass er sie wohlmöglich überfallen wollte. Voller Unsicherheit rief Neyla Mark an und bat ihn, unten vor der Haustür aus sie zu warten. Sie wollte nicht aus dem Auto steigen wenn der Wahnsinnige hinter ihr ihrem Wagen immer noch folgte…
Als sie ihr Haus erblickte hielt sie direkt vor Marks Nase den Wagen an und rannte auf ihn zu. Plötzlich hörte sie eine Autotür knallen und wenig später eine weiteres Auto bremsen und noch eine Autotür zuknallen. Der Fahrer des anderen Autos rannte auf Neyla zu. Neyla griff Marks Hand und drückte sie ganz fest.
“Mädchen, wieso haben Sie denn nicht angehalten,” fragte der Unbekannte. “Ich habe gesehen, wie sie auf dem Weg einen Baumstamm weggeräumt haben und in dieser Zeit hat sich jemand durch ihre rechte Hintertür in ihr Auto geschlichen. Haben Sie denn nicht bemerkt, dass jemand auf ihrem Rücksitz lag? Ich wollte sie doch nur warnen…Lassen sie uns am besten gleich die Polizei rufen. Da scheint jemand mit Absicht den Baumstamm platziert zu haben um…”
Die letzten Worte des Mannes hörte Neyla schon gar nicht mehr. Sie sah die offene Hintertür ihres Wagens. Wie in Trance ging sie zu ihrem Auto. Als sie durch die offene Tür auf den Rücksitz sah, erblickte sie dort ein großes silbernes Küchenmesser…
Von admin am
25. Juli 2009 veröffentlicht
Autorin: Tanya Carpenter
Illustration: Crossvalley Studio of Digital Art
Veröffentlicht: Im Buch “Das Herz der Dunkelheit”
Rom, Januar 2001
Es hätte so schön sein können. Endlich einmal Urlaub, weg von allen Verpflichtungen, Querelen, Ordens-Regeln und ständigen Einmischungen in unser Privatleben, von welcher Seite sie auch kommen mochten. Selbst wir Vampire brauchten gelegentlich mal so eine Auszeit. Und mein Geliebter, Armand, und ich hatten diese derzeit bitter nötig.
Mein Vater Franklin, als Leiter des Londoner Mutterhauses auch mein Vorgesetzter im Ashera-Orden, stand unserer Liebe nach wie vor kritisch gegenüber, der Vampirlord Lucien von Memphis versuchte beständig, Zwietracht zwischen uns zu säen, und seit kurzem mischte sich auch Kaliste, die Urmutter der Vampire, in unser Leben ein und hatte mir ausgerechnet die Verantwortung für Dracon, unseren ärgsten Widersacher, übertragen. Alles in allem waren die letzten Wochen nicht gerade einfach für uns gewesen.
Dieser Urlaub sollte uns und unsere Beziehung wieder ins Gleichgewicht bringen. Was passte da besser als Rom, die ewige Stadt. Entspannt durch die nächtlichen Straßen dieser wunderbaren geschichtsträchtigen Metropole wandern, ein bisschen Kultur, ein bisschen Amore …
Wie gesagt, es hätte so schön sein können. Seufzend schloss ich die Email von Franklin wieder.
„Je te l’avais dit. Ich habe dir gleich gesagt, schau erst gar nicht in deine Mails“, meinte Armand mürrisch. Ich konnte ihm seinen Unmut nicht verdenken, brachte es aber auch nicht über mich, meinen Vater vor den Kopf zu stoßen und den Auftrag abzulehnen, wo wir praktisch vor Ort waren.
„N’y aurait-il pas quelqu’un d’autre pour le faire? Warum kann das kein anderer machen?“
„Weil die Vorfälle im Vatikan stattfinden, und der lässt doch freiwillig nie jemanden von der Ashera rein.“
„Wann kommt Franklin hier an?“
Er war wirklich sauer. Versöhnlich hockte ich mich zu ihm aufs Bett und küsste ihn auf den Mund.
„Er wird morgen Nachmittag hier landen. Abends treffen wir uns zur Besprechung der Details und danach reisen wir beide weiter zum Vatikan, während Dad zurück nach London fliegt.“
„Amuse-toi bien avec ta famille. Viel Spaß beim Familientreffen“, spottete Armand. „Ich bleibe hier. Ich habe Urlaub.“
„Bist du allein?“, fragte mein Vater, als er mich in der Hotellobby begrüßte.
„Armand ist etwas eingeschnappt, was ich ihm nicht verdenken kann.“
Der Hauch eines Vorwurfs schwang in meiner Stimme mit, was Dad nicht entging. Aber schließlich war es ja meine Entscheidung gewesen, während meines Urlaubs die Emails des Ordens abzufragen.
„Lass uns auf mein Zimmer gehen. Dort sind wir ungestört“, bat Franklin. Seinem misstrauischen Blick in die Runde, der sonst so gar nicht seine Art war, entnahm ich, dass die Angelegenheit noch viel heikler war, als ich aufgrund seiner Nachricht vermutet hatte.
In seinem Zimmer holte er ein blaues Samtbeutelchen hervor und legte es mir in die Hand. Behutsam öffnete ich die Verschnürung und lugte hinein. Aus dem Inneren strahlten mir drei bunt schillernde Juwelen, entgegen.
„Tränen Luzifers“, sagte mein Vater bedächtig. „Insgesamt spricht man von Eintausend. Kleine Kristalle, die in allen Farben leuchten. Es sollen wirklich die Tränen des gefallenen Engels sein. Als sie vom Himmel fielen wurden sie dort, wo sie die Erde berührten, zu Kristallen. Engelstränen, die für die Menschen vergossen wurden, als sich Gott von ihnen abwandte. Dafür wurde Luzifer aus dem Himmel vertrieben. Für sein Mitleid mit uns Menschen.“
„Glaubst du daran?“, fragte ich und verspürte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Mein letzter Fall hatte ebenfalls mit den Tränen von Engeln zu tun gehabt, und die Menschheit hatte kurz vor der Ewigen Nacht gestanden. In letzter Sekunde hatten wir den Untergang der Sonne verhindern können. Vampire, Menschen und Lykaner mit vereinten Kräften.
Franklin lächelte still und schien nichts von meinen Gedankengängen zu bemerken.
„Alles ist möglich, wie du weißt. Die Macht dieser Tränen ist unleugbar wahr. Wenn also ein Teil der Legende stimmt, warum dann nicht auch der Rest? Doch die ganze Wahrheit werden wir wohl nie erfahren.“
„Wo sind die restlichen Tränen?“
„Abgesehen von diesen drei sind alle, die sich in unserem Besitz befinden im Mutterhaus in Montreal. In sicherer Verwahrung.“ Die Ashera erforschte und dokumentierte übersinnliche Phänomene nicht nur, wir versuchten auch zwischen Menschen und übernatürlichen Wesen zu vermitteln, nahmen PSI-begabte Menschen bei uns auf und verwahrten okkulte und paranormale Relikte. Bei all diesen Tätigkeiten waren wir stets bemüht, uns so wenig wie möglich einzumischen, was manchmal leider gar nicht so einfach war. Besonders dann nicht, wenn eine akute Bedrohung für die eine oder andere Seite bestand.
„Sicherer Verwahrung? Sind sie so gefährlich?“
„Ihre Macht kann gefährlich sein. Wenn man eine zerspringen lässt, kann man einmal das Schicksal der Welt beeinflussen. Hitler hatte zwei von ihnen in seinem Besitz und hat sie beide benutzt. Du weißt, was dann geschehen ist. Der römische Kaiser Nero hatte eine. Ramses I. soll eine besessen haben. Es ist viel Schaden mit diesen Tränen angerichtet worden. Deshalb sind sie in sicherer Verwahrung. Um ihren Missbrauch zu verhindern.“
„Dann ist der Begriff ‚teuflisch’ für Luzifer wohl wirklich nicht so falsch“, wagte ich einzuwerfen. Engelstränen bedeuteten einfach nichts Gutes. Egal, wer sie weinte.
„Oh Mel, das ist ungerecht. Er hat die Tränen nicht um des Schadens willen vergossen, sondern aus Mitleid. Ihre Macht lautet nur, dass man das Schicksal der Welt mit ihnen beeinflussen kann, zum Guten wie zum Bösen. Es ist die Wahl der Menschen, wie sie wirken, nicht die des gefallenen Engels. Und im Menschen lauert nun mal seit jeher das Böse.“
„Ist auch Gutes damit bewirkt worden?“ Ich musste die Frage einfach stellen.
„Nun, es heißt, der heilige Franz von Assisi hätte eine besessen. Und Mutter Theresa ebenfalls. König Salomon hatte angeblich zehn. Und sicher noch eine Menge anderer Menschen. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille.“
Ich schloss den Beutel und reichte ihn Franklin zurück.
„Gut, lassen wir es mal dahingestellt sein, ob die Tränen gut oder böse sind. Aber was genau haben die mit dem Fall zu tun? Du hast nur etwas von paranormaler Aktivität im Vatikan geschrieben.“
„Der Vatikan hat dreiundfünfzig Tränen in seinen Archiven.“ Mir blieb der Mund offen stehen. Diese heuchlerischen Scheinheiligen.
„Es ist zunächst nur ein Gerücht“, beschwichtigte Franklin, „aber dass der Vatikan so etwas bestätigen würde, kann man kaum erwarten. Eine Menge Hinweise deuten darauf hin, dass es nicht nur ein Gerücht ist. Und dass es Zeiten gab, in denen noch mehr Tränen dort lagerten. Es sind also wohl auch einige schon verwendet worden.“
„Soll ich die Dinger stehlen, damit diese verblendeten Kirchgänger keinen Schaden mehr damit anrichten?“ Vor meinem geistigen Auge zogen von den Kreuzzügen über die Inquisition bis hin zu gewaltsamen Missionierungen heidnischer Völker alle möglichen Schreckensszenarien vorbei, bei denen solch ein Kristall womöglich Einsatz gefunden hatte. Ich würde Pettra anrufen, meine Daywalker-Freundin, auch eine Vampirin, aber von anderer Art, die für Einbrüche prädestiniert war. Schließlich verdiente sie damit ihren Lebensunterhalt.
„Nein!“, sagte Franklin entschieden. „Und ja!“, setzte er etwas leiser hinzu. „Wenn du an sie herankommst, bringst du sie selbstverständlich mit. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass bei dieser Aktion kein Verdacht auf die Ashera fallen darf.“
Ich grinste zynisch. „Warum sonst hättest du ausgerechnet mich um Hilfe gebeten? Das einzige Ashera-Mitglied, das nahezu unsichtbar in den Hochsicherheitsbereich des Vatikan hinein- und wieder hinauskommt.“
Meine Offenheit behagte Franklin nicht. Es war illegal, was wir hier gerade besprachen. Einbruch, Diebstahl. Aber manchmal heiligte der Zweck die Mittel. Mir hätte die Macht der Tränen als Zweck genügt, um sie den Kirchenvätern zu entwenden. Aber mein Vater brauchte noch einen weiteren Grund, um diesen Schritt zu tun.
„Ich hätte so eine Aktion nie in Erwägung gezogen, wenn nicht die aktuellen Vorkommnisse es erforderlich machen würden.“
In seinen Augen las ich nackte Angst, etwas, das ihm nicht ähnlich sah.
„Im Vatikan versucht gerade ein Sapyrion die Tränen zu stehlen.“
Diese Nachricht ließ auch in Armand jeden Widerwillen, den Fall zu übernehmen, verschwinden. Ein Sapyrion. Ein Dämon aus den Tiefen der Unterwelt. So absolut böse und verdorben, dass sich selbst andere Dämonen von ihm fernhielten. Diese Kreaturen waren Ausgestoßene, und dem Himmel sei dank waren die Tore zur Menschenwelt normalerweise für sie verschlossen. Was mich zu der Frage brachte, wie dieser Sapyrion es geschafft hatte, ein Dimensionstor zu durchschreiten. War er einem anderen Dimensionswandler heimlich gefolgt? Unwahrscheinlich, die Hitze dieser Wesen machte es ihnen unmöglich, sich unerkannt einem anderen Wesen zu nähern. Pyro – das Feuer – der Bestandteil ihres Namens war mehr als bezeichnend. Ihre Haut glühte rotschwarz, was sie berührten erlitt Brandspuren – je wütender ein Sapyrion war, desto schlimmer die Verletzungen, die er hervorrief. Außerdem konnten sie Feuerbälle werfen. Nicht gerade tolle Aussichten für Armand und mich. Ausgerechnet Feuer – das Einzige, was uns wirklich schaden konnte. Aber jemand musste dieses Wesen aufhalten, und vor allem verhindern, dass es die Tränen in die Hände bekam, wenn ich auch noch nicht wusste, wie wir das anstellen sollten.
Armand und ich entschieden uns, noch in dieser Nacht die Lage auszukundschaften. Der Sapyrion war schon seit fast einer Woche in den Mauern des Vatikan unterwegs. Möglicherweise war er den Tränen näher, als uns allen lieb sein konnte. Was würde solch eine Kreatur mit dreiundfünfzig Tränen Luzifers anstellen? Die Welt in eine zweite Hölle verwandeln? Lava-Ströme? Feuerwände? Flammen, die ohne Brennmaterial überleben konnten? Alles war möglich mit diesen Kristallen.
Im Zentrum des Vatikan herrschte Hochbetrieb. Die Schweizer Garde schien in Komplettbesetzung Dienst zu tun. So viele rot-gelb-blau gestreifte Uniformen hatte wohl selbst der Papst noch nie auf einem Haufen gesehen. Wir verharrten auf dem Dach des Petersdoms und beobachteten den kleinen bunten Ameisenhaufen unter uns.
„Ich denke, denen ist es lieber, wenn sie dem Dämon nicht begegnen“, meinte Armand und seine Stimme triefte vor Sarkasmus. „Die wissen so gut, wie wir, dass sie weder mit ihren Hellebarden, noch mit ihren Sturmgewehren etwas gegen dieses Ding ausrichten können.“
Ich schwieg, konnte Armand gedanklich aber nur zustimmen. So kampfesmutig sie auch alle taten, es war diesen Männern klar, dass der Gegner, der hier in den Schatten lauerte, nicht von dieser Welt war. Und dass eine Begegnung mit ihm den Tod bringen konnte. Franklin hatte mir berichtet, dass schon sieben Gardisten gestorben waren und etliche weitere mit Brandverletzungen in der Klinik lagen. Dennoch weigerte sich der Vatikan wie immer beharrlich, die restliche Welt in die Vorgänge innerhalb seiner Mauern einzuweihen. Man war schließlich so was wie die Macht Gottes auf Erden. Da würde man doch mit dem Teufel klarkommen. Ich lachte bitter. Mit ihrem Teufel hatte der Sapyrion wenig gemein. Gegen seine Bosheit war der christliche Satan ein Klosterschüler. Neid und Gier und Zerstörungswut waren die Natur des Sapyrion. Die schwarzverkohlten Stellen an einigen Außenwänden und der Brandgeruch, der über dem Vatikanstaat lag, waren ein deutliches Zeugnis für seine Anwesenheit und sein Handeln.
Plötzlich erklang ein ohrenbetäubendes, unmenschliches Kreischen, wie von einem riesigen, wütenden Stier, direkt unter uns.
Der Sapyrion war im Petersdom.
Das Splittern von Holz und Bersten von Gestein kündete von seinem Wirken. Er würde das verdammte Ding auseinandernehmen.
Unter uns stoben die Schweizer Gardisten wie ein aufgescheuchter Fliegenschwarm in die entgegengesetzte Richtung davon. Armand und ich konnten ihren Angstschweiß riechen. Gegen diesen Feind würde keiner von ihnen den Kirchenstaat verteidigen.
„Welch Ironie, dass ausgerechnet eine Hexe als Retterin der katholischen Zentrale fungieren soll“, meinte ich zynisch. Armand antwortete mit einem breiten Grinsen und sprang dann einem Schatten gleich vom Dach in die Tiefe. Ich folgte ihm lautlos.
Schon von Notre Dame kannte ich den Prunk, den die Kirche so gern zur Schau stellte, aber der Petersdom raubte mir wieder einmal den Atem. Trotz der herabgestürzten Fresken und der drei zertrümmerten Sitzreihen. Von dem Sapyrion selbst war nichts zu sehen.
Ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, da erzitterte die Erde unter unseren Füßen und wir mussten uns beide an den Kirchbänken festhalten, um nicht zu fallen.
„Er ist unter uns. Bei den Gräbern“, sagte ich.
In Sekundenschnelle durchquerten wir das Kirchenschiff, schritten die Stufen zu den Grabmalen hinab und dort stand er – der Sapyrion. Zwei Meter hoch, mit schwarzen, gezackten Flügeln, die knochig wirkten, nur mit einer lederartigen Haut bespannt. Sein Torso glühte in pulsierendem Rot, Arme und Beine waren ebenfalls lediglich Knochen mit einem flexiblen Gewebe überzogen. In der klauenartigen Hand hielt er eine steinerne Schatulle, deren Deckel halb geöffnet war. Regenbogenfarben leuchteten uns daraus entgegen.
„Verdammter Mist, er hat sie gefunden“, rief ich.
Der Kopf des Sapyrions schoss herum, als er meine Stimme hörte – schwarze Kohlestücke statt Augen und ein Raubtiergebiss hinter verschrumpelten Lippen. Er riss sein Maul weit auf, roter Geifer tropfte von den langen Zähnen und wieder erklang dieser markerschütternde Schrei, den wir schon oben auf dem Dach vernommen hatten. In der nächsten Sekunde flog uns ein Feuerball entgegen. Geistesgegenwärtig stoben Armand und ich auseinander, die Kugel schlug in der Wand hinter uns ein, ließ einen Teil des Mauerwerks zusammenstürzen und verglühte dann. Der Sapyrion stob an uns vorbei nach oben ins Kirchenschiff, heißer Wind verbrannte uns die Gesichter, doch wir folgten ihm sofort. Ein zweiter Feuerball begrüßte uns, als wir den Altarraum wieder betraten. Auch diesem wichen wir gekonnt aus. Ich erhaschte einen genaueren Blick auf den Torso unseres Gegners – unter der Lederhaut des Brustkorbes konnte man das rotglühende Herz schlagen sehen. Ich realisierte, dass dies seine einzige verwundbare Stelle war.
Mein Blick wanderte von dem brüllenden Dämon durch den Innenraum des Doms, der Bronzethron des Hochaltars war durch den Feuerball zerstört, der hölzerne Sitz, der lange Zeit als Bischofsstuhl des Petrus gegolten hatte, zersplittert. Da sah ich plötzlich das Taufbecken mit den beiden Marmorengeln.
‚Geweihtes Wasser!? Wasser und Feuer. Das könnte klappen’, dachte ich und sammelte meine geistigen Kräfte. Armand folgte meinem Blick aus seiner sicheren Deckung heraus. Das Becken hob sich aus seiner Verankerung, Schweißperlen traten mir auf die Stirn, ich war einfach zu ungeübt in diesen Dingen. Da kam mir Armand, der erkannt hatte, was ich plante, zur Hilfe. Gemeinsam schleuderten wir das marmorne Gefäß gegen die Brust des Sapyrions. Ein lautes Zischen, der Dämon kreischte vor Schmerz auf, ließ seine Beute fallen und ging in die Knie, doch noch ehe ich triumphierend jubeln konnte, war er auch schon wieder auf den Füßen. Das war daneben gegangen und hatte ihn nur noch wütender gemacht. Sein Zorn schlug uns in einer Hitzewelle entgegen, gefolgt von weiteren Feuerbällen, denen wir nur durch unsere vampirische Geschwindigkeit entkamen. Wie Eichhörnchen an einem Baumstamm klammerten wir uns an den Wänden fest und sprangen von einer Freske oder Balustrade zur nächsten. Der Sapyrion richtete sein Hauptaugenmerk dabei auf mich.
„Distrais-le. Lenk ihn ab“, rief Armand mir zu.
„Was hast du vor?“
„Lenk ihn einfach nur ab!“
Einfach nur ablenken. Na prima. Sollte ich mich als Brathähnchen anbieten? Armand sprang mit einem riesigen Satz Richtung Hauptportal, sofort riss der Feuerdämon den Kopf herum und schickte sich an, einen Feuerball gegen meinen Liebsten zu werfen. Das konnte ich nicht zulassen.
„Hey, Glühwürmchen“, rief ich ihm entgegen. „Mein Elektroherd wird heißer als du.“
Ich bezweifelte zwar, dass er auch nur ein Wort von dem, was ich sagte, verstand, aber zumindest verlagerte sich seine Aufmerksamkeit wieder von Armand auf mich. Doch statt einen neuen Feuerball zu werfen, ging der Sapyrion diesmal in die Knie und stieß sich kraftvoll ab, um vor mir auf der Empore zu landen. Meine Haare knisterten unter der Hitze, ich spürte, wie sich erste Blasen auf meiner Haut mit Flüssigkeit füllten. Lebendig gegrillt zu werden entsprach nicht grade meiner bevorzugten Todesart. Kurzerhand ließ ich mich einfach fallen und landete vor dem zerstörten Hauptaltar. Ein heftiger Windstoß brachte mich kurzzeitig ins Wanken, er kam vom weit geöffneten Hauptportal. War Armand noch zu retten? Er konnte diesem Biest doch nicht auch noch die Tür aufmachen. Wenn das Vieh erst mal draußen war, würden wir es nie wieder kriegen. Allerdings war es auch äußerst fraglich, ob wir es hier drinnen besiegen könnten, ehe es uns mitsamt dem Dom zu einem Häufchen Asche verbrannte.
Meine Haut spannte sich schmerzhaft, obwohl die Heilung bereits einsetzte, der scharfe Geruch nach meinem eigenen verbrannten Fleisch ließ Übelkeit in mir aufsteigen. Alles in mir schrie nach Flucht. Ich spürte die zunehmende Hitze wie eine Druckwelle, als der Sapyrion wieder nach unten sprang, schaffte es gerade noch rechtzeitig aus der Gefahrenzone, ehe seine klauenbewehrten Füße auf dem Boden aufkamen und zwei tiefe Löcher ins Gestein drückten. Jeder Atemzug schien meine Lunge zu verbrennen. Da wurde es plötzlich merklich kühler. Auch der Sapyrion bemerkte die Veränderung und hielt verwundert inne. Wir blickten beide Richtung Ausgang, wo Armand konzentriert und angespannt stand, über ihm eine riesige dunkelgraue Wolke voller Regenwasser. Woher…? Doch dann wurde es mir schlagartig klar. Der Brunnen auf dem Petersplatz. Armand hatte einfach meine Idee aufgegriffen und sie mit einer riesigen Menge Wasser umgesetzt. Die Wolke näherte sich dem Sapyrion, der mit drohendem Gebrüll langsam zurückwich. Doch seine Beute lag zwischen ihm und der Wolke. Ohne sie wollte er diesen Ort nicht verlassen. Wir hechteten beide auf die Schatulle zu, ich war schneller, erwischte sie mit dem Fuß und brach mir schmerzhaft die Zehen, als ich sie außerhalb seiner Reichweite stieß. Im selben Moment erreichte uns die Regenwolke und öffnete ihre Schleusen. Das Zischen von hundert Dampfkesseln erfüllte den Raum, der anschließend in undurchdringlichem Dunst lag. Die Schmerzensschreie des Sapyrions hallten von den Wänden, seine Haut nahm eine grauweiße Färbung an, er zitterte und brach auf dem Boden vor dem Altar zusammen. Ich reagierte instinktiv, ohne nachzudenken, ignorierte den Schmerz in meinen Händen, als ich den Dämon an den Armen packte, die noch immer heiß waren wie ein aktiver Vulkan, und schleuderte den geschwächten Körper Richtung Altar. Der Sapyrion spreizte seine mächtigen Schwingen genau in dem Moment, in dem sein Torso auf den Überresten des Bronzethrons aufschlug. Ein spitzer Pfahl vom gesplitterten Bischofs-Sitz des Petrus ragte aus seiner Brust, hatte das Herz durchbohrt. Ungläubig starrte der Sapyrion das blutverschmierte Holz an, seine Klauen umfassten das Ende und rissen es heraus. Blut strömte aus der Wunde und floss zischend zu Boden. Noch einmal schlug der Dämon mit seinen Flügeln, kam mit aufgerissenem Maul auf mich zu, und brach dann zusammen. Sein Körper schlug auf dem Steinboden auf, er zuckte noch einmal, dann löste sich die Gestalt in Rauch und Nebel auf. Es folgte eine beängstigende Stille.
Suchend blickte ich mich um, sah die offene Steinschatulle unter der halb zerbrochenen Figur der heiligen Veronika. Einige Kristalle waren aus dem Behältnis gefallen. Ich sammelte sie mechanisch ein. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Armand zu der Stelle ging, wo der Sapyrion zusammengebrochen war. Er kniete sich hin und untersuchte den dunkelroten Fleck, der das Ableben unseres Gegners markierte. All das nahm ich nur verschwommen wahr. Mein Blick war fest auf die schimmernden Kristalle in meiner Handfläche gerichtet. Die Macht, das Schicksal der Welt zu beeinflussen. Meine Hand zitterte, die Tränen schienen zu leben, sie bewegten sich, funkelten in allen Farben, ich konnte sie flüstern hören: „Wage es, wage es, das Schicksal liegt in deiner Hand.“
Ich hatte nicht bemerkt, dass Armand schon wieder zu mir getreten war. Mit seiner linken Hand umfasste er sanft mein Handgelenk. Mit der anderen schloss er meine Finger über den Kristalltränen.
„N´y pense même pas Mel. Denk nicht einmal daran. Leg sie zurück und lass uns die Schatulle zu Franklin bringen, ehe die gestreiften Ameisen hier wieder auftauchen. In den Händen der Ashera werden die Tränen sicherer sein und keinen Schaden mehr anrichten
Von darkfantasy am
3. Juli 2009 veröffentlicht
Schattenkönige
von Carola Kickers
Die Zeit gefriert in meinen Adern. Ich kann es fühlen. Und sie – sie schaut mir beim Sterben zu! Das Zimmer ist stockdunkel, und ich kann ihre Umrisse nur schattenhaft erkennen. Ihre Augen reflektieren das wenige Restlicht wie die einer Katze. Aber ich weiß, dass sie mich sehen kann, hilflos auf diesem Bett, wo wir ein paar Stunden zuvor noch soviel Spaß hatten. Ich hätte dieses Biest töten sollen bevor – ich mich in sie verliebte. Aber bei Rebekka bin ich mir nie wirklich sicher gewesen! Bis heute.
Ich erinnere mich noch an die Worte meines Vaters: „Lass dich niemals mit einem von denen ein.“ Dabei habe ich seine Begabung als Jäger geerbt. Ich kann sie riechen, ganz egal ob in einer Großstadt in einem Straßencafé oder in den einsamsten Gegenden dieser Welt. Es ist immer der gleiche Geruch von Tod und kaltem Blut. Nicht, dass mir mein Job Spaß machen würde. Seit dem Tod meines Vaters sind es immer mehr geworden, und Jäger wie mich gibt es nicht mehr viele. Ich verstehe nicht, warum andere Menschen sie nicht erkennen können. Die meisten von denen haben Augen, in denen sich nichts mehr spiegelt als man selbst. Ich bin sicher, dass ihr diesen Typen auch schon begegnet seid. Vielleicht wollt ihr es aber auch nicht sehen.
Ganz anders war das bei ihr. Sie gehört nicht zu diesen kleinen, bissigen Zecken, die nachts ihr Unwesen treiben. Diese „Frischlinge“ sind leicht zu töten. Das Erbstück meines Vaters, ein Kreuz aus reinem Silber mit der dolchartigen Spitze am unteren Ende benutze ich normalerweise zum Pfählen. Dann geht alles sehr schnell. Asche zu Asche…
Rebekka konnte ich nicht töten! Sie muss zu den „großen Alten“ gehören, von denen mein Vater mir mal erzählt hat. In ihren Augen liegt so etwas wie bengalisches Feuer. Wenn du hineinsiehst schleicht sich dieses Feuer in dein Gehirn, beherrscht deine Gedanken. Einer solchen Macht bin ich noch niemals begegnet. Auch ihr Geruch ist ein anderer. Ein Hauch von blumiger Vergänglichkeit umgibt sie, ein Duft wie in einer Grabkapelle. Schauer laufen über meinen Körper. Sind es die Erinnerungen oder…
Ausgerechnet in dem Fitness-Studio, in dem ich immer für meine nächtlichen Auseinandersetzungen trainiere, bin ich dieser Frau begegnet und sie hat mich vom ersten Augenblick an fasziniert. Langes, kupferrotes Haar, moosgrüne Augen und der Körper einer Göttin. Wer hätte da widerstehen können? Es hat auch einige Zeit gedauert, bis wir uns näher gekommen sind. Für sie muss das ein nettes Spiel gewesen sein. Katz und Maus mit dem Jäger. Ich hab zu spät gemerkt, dass sie zu denen gehört. Sie entsprach einfach nicht meinem Klischee. Dann kam diese Nacht. Nach einem Kinobesuch sind wir bei ihr gelandet, in einer unscheinbaren Altbau-Wohnung in der Innenstadt. Ich weiß nicht mehr, wer von uns angefangen hat. Irgendwann hat sie begonnen, die Führung zu übernehmen. Die Berührungen ihrer zarten, weißen Haut waren kühl, doch sie hinterließen Brandspuren auf meiner Seele. Ich wusste, dass sie Gift für mich war, aber ich wollte immer mehr. Ihr Mund, der mich voll Leidenschaft und Wolllust küsste, versprach mir die Ewigkeit…
Nach ihrem Biss setzte sich Rebekka auf die Bettkante. „Du warst gut“, lobte sie mich, „zur Belohnung werde ich dich nicht zu einem von uns machen. Es sei denn, du möchtest es unbedingt.“ Bei diesen Worten strich sie mit dem langen Nagel ihres Zeigefingers über meine nackte Brust bis zum Bauchnabel. Ich bin zu schwach, um zu antworten. Ein „Nein“ kann ich nur in Gedanken schreien. Ich hätte wetten können, dass sie lächelte. „Dachte ich mir. Eigentlich schade. Deine Welt wird sowieso bald nie wieder so sein, wie sie einmal war“, bemerkt sie mit ihrer weichen aber emotionslosen Stimme. Rebekka scheint genau zu wissen, wie viel Zeit mir noch bleibt! Mit der gleichen Stimme erzählt sie mir jetzt, was da draußen wirklich vorgeht. Die brauchen sich tagsüber längst nicht mehr zu verstecken!
Sie haben die Regierungen infiltriert und machen jetzt Gesetze für uns! Sie selektieren uns bereits über die DNA. Erstmal die Verbrecher, dann sind wir alle dran.
Und dieses neue Gesundheitssystem, das sie ausgetüftelt haben. Auf diesen Karten stehen unsere Krankheiten und unsere Blutgruppen! Ein gefundenes Fressen für sie, im wahrsten Sinne des Wortes! Unsere Unwissenheit ist ihr Vorteil. Jemand, der sich von einer Soap im Fernsehen begeistern lässt, wird sich wohl kaum mit Vampiren beschäftigen oder sie bekämpfen wollen.
Ich liege da mit geschlossenen Augen. Oh Mann, selbst wenn ich das noch jemandem erzählen könnte, würde mir niemand glauben!
Ich fühle noch, wie sich Rebekka zu mir neigt und mir sanft über mein Haar streicht. „Weißt du“, sagt sie so leise, dass nur ich es gerade noch hören kann. „Eure Esoteriker liegen gar nicht mal so falsch wenn sie behaupten, dass sich 2012 die Erde in eine neue Dimension begeben wird und die Menschheit in eine neue Daseinsebene eintritt.“ Dieser Zynismus in ihrer Stimme ist fast schmerzhaft. „Schade, dass du es nicht mehr erleben wirst – die Dimension der Dunkelheit.“
* * *
Von admin am
14. Mai 2009 veröffentlicht
Autorin: Alisha Bionda
Illustration: Andrä Martyna
Veröffentlicht: Im Buch “FUTTER FÜR DIE BESTIE”
Sie war gefangen. Und verloren. Die Mauern des Drudenhauses konnte selbst sie nicht durchdringen. Und sie war nicht die Einzige hier. Sie hatte die verzweifelten Schreie der Frauen gehört, als man sie in ihre Zelle geführt hatte. Schreie und Flüche. Weinen und Betteln. Verzweiflung und Ohnmacht. Sie waren alle unschuldig. Nicht eine von ihnen hatte dem Fürsten gedient. Bambergs Hexenkommissar, der schon vierhundert Frauen hinrichten ließ, war blutdürstiger und unmenschlicher als all die Frauen, die er der Hexenschaft bezichtigte. Anna Hansen seufzte. Auch sie würde sterben. Das wusste sie. Aber sie würde wiederkommen. Das machte ihr alles leichter. Sie hatten sie gefoltert. Hatten das Geständnis aus ihr herausgepresst. Ihre Achselhöhlen schmerzten unerträglich. Dort, wo man sie gebrandmarkt hatte. Auch ihre Brüste waren nicht von den glühenden Zangen verschont geblieben. Anna schloss die Augen, lehnte sich entkräftet an die kalte Steinwand ihrer Zelle und rutschte haltlos daran hinab. Sie blieb auf dem feuchtkalten Boden sitzen und gab sich dem Schmerz hin. Im Morgengrauen würde man sie auf den Scheiterhaufen führen. Sie den züngelnden Flammen des Feuers übergeben. Aber sie würde wiederkehren. Ihre Seele konnten sie ihr nicht nehmen. Die würde neu geboren werden. In einer anderen Frau. Anna lächelte entrückt. Sie lächelte noch, als sich einige Stunden später die Feuerzungen durch ihr Fleisch fraßen und ihren Geist endgültig auslöschten …
Waleah wurde abrupt in die Wirklichkeit zurückversetzt. Sie erwachte durch ihren Schrei, der wie ein Messer die Stille der Nacht durchschnitt. Benommen setzte sie sich auf und tastete nach dem Schalter der Nachttischlampe. Doch das Licht, das wenig später aufflackerte, schenkte ihr keinen Schutz. Selbst in einem Kreis durchtrainierter Leibwächter hätte sie sich nicht sicher gefühlt. Schuld daran war der Traum, der sie jede Nacht heimsuchte. Und das seit Wochen.
Sie wusste nicht einmal mehr, wann genau es begonnen hatte. Als dieser regelmäßige Alptraum dann allmählich zur Gewohnheit wurde, hoffte sie, dass er dadurch an Bedrohlichkeit verlor. Aber so war es nicht. Ganz im Gegenteil. Er ängstigte sie immer mehr. Damit nicht genug. Er ließ sie auch nicht los, wenn die Sonne aufging. Schickte ihr verwirrende Tagträume. Und eine Stimme, die nicht hinter ihre Stirn gehörte, die sich aber nicht vertreiben ließ. Die unaufhaltsam auf sie einsäuselte. Nicht wohltuend oder gütig. Nein, fordernd und höhnisch.
Das verunsicherte sie.
Waleah hatte nicht nur einen ungewöhnlichen Namen, sie war auch eine außergewöhnliche Frau. Sie stand mit beiden Beinen im Leben. War durch nichts zu erschüttern. Durch fast nichts. Sie war schon immer wissbegierig gewesen. Wollte schon immer an Grenzen stoßen. Sich und die Welt hinterfragen. Sobald sie lesen konnte, nutzte sie die Welt der Bücher, um ihre blühende Phantasie auf Reisen zu schicken. In fremde Welten, Kulturen oder unbekannte Völker einzutauchen. Sie las seit ihrer frühesten Kindheit. So viel, dass sie den Großteil ihrer Bücher an ihre Freunde weitergab. Die Trudenzeitung war das einzige Dokument, das sie wie ein Heiligtum hütete. Das Nachrichtenblatt des 16. Jahrhunderts, das sie in einer alten Bibliothek erstöbert hatte, dokumentierte die Hexenverfolgung in Bamberg in all ihren blutigen Einzelheiten. Mehr noch; sie verleitete Waleah das erste Mal in ihrem Leben dazu, etwas Unrechtes zu tun. Sie stahl das alte Dokument. Ohne den Hauch von Reue. Als wisse sie, dass die Zeitung nur auf sie gewartet habe. Jeder Satz, jedes Wort, jede Zeichnung saßen in Waleahs Kopf fest. Sie wusste nicht wie oft sie sie gelesen hatte. Aber wenn sie mitgezählt hätte, wäre sie spielend auf eine dreistellige Zahl gekommen. Was sie besonders beschäftigte, war eine – von wem auch immer – angekreuzte Stelle, die besagte, dass man durch Alpträume zu einer Hexe werden konnte. Doch daran wollte sie nicht so recht glauben. Auch wenn sie mit ihren zunehmenden Träumen eine Veränderung in sich verspürte. Sie nahm ihr Umfeld deutlicher wahr. Es trieb sie nachts häufiger aus dem Haus. Hinaus in den angrenzenden Park. Sie, die der Natur nie sonderlich Beachtung geschenkt hatte, liebte es plötzlich, nachts den Wind in ihrem offenen Haar zu spüren. Wenn sie sich unbeobachtet fühlte, legte sie sogar ihre Kleidung ab und überließ sich so der kühlen Nachtluft und dem Mondlicht.
Sie war eine moderne Stadthexe geworden. Ohne ihr Zutun. Zuerst ablehnend, dann immer freudiger. Immer begieriger, ihre neuen Möglichkeiten auskostend. Auch wenn sie nach dem alten Glauben dadurch mehr und mehr eine Verbündete des Dunklen Fürsten wurde. Aber das war ihr nicht bewusst.
Bis zum nächsten Traum.
Der Boden erzitterte. Als galoppiere eine in Panik versetzte Wildpferdeherde auf sie zu. Schnauben erfüllte die Luft. Ohrenbetäubende Flüche hallten in ihren Ohren. Wildes Hundegebell begleitete die Geräuschwand, die sich auf Waleah zu bewegte. Sie erstarrte. Panik machte sich in ihr breit. Sie stand ihm schutzlos ausgeliefert – dem Wilden Heer.
Peitschenknallen kündigte es an – ebenso wie derbes Gelächter. Waleahs angsterfüllter Schrei ging darin unter. Sie wusste, wie blutrünstig sie waren. Die nächtlichen Reiter. Es war die Horde, vor der sich alle fürchteten. Die mit teuflischer Macht Unheil über die Welt brachte. Die aus der Vorhölle entsprungen war. Wo die Reiter auftauchten, blieb ein Ort der Verwüstung zurück. Entwurzelte Bäume und Büsche. Verstümmelte Opfer, die den Hufen der Pferde und Gebissen der Hunde nicht entgangen waren. Schon in den Geschichtsbüchern war festgehalten worden, dass die Horde teuflische Mächte repräsentiert hatte.
Waleah taumelte bei dem Gedanken.
Stimmen wurden laut. Stimmen, die eindeutig heller waren und nicht zu dem Wilden Heer gehörten. Dann waren sie heran. Die Todesreiter. Auf schwarzen Pferden mit stolz gebogenen Hälsen und wallenden Mähnen. Die dunklen Umhänge der Reiter wehten wie Flaggen einer Todesschwadron hinter ihnen her.
Und dann sah Waleah sie.
Die Kinder.
Mit eingefallenen Gesichtern und aufgerissenen Augen, aus dunkel umrandeten Höhlen.
Waleah schrie noch, als sie erwachte.
Es stimmte. Es stimmte alles. Das Wilde Heer und die vor der Taufe verstorbenen Kinder. Es gab sie. Es gab sie wirklich. Alles, worüber sie in der Trudenzeitung gelesen hatte, war wahr. Und sie wusste, was es bedeutete, wenn einem die Todesreiter im Traum erschienen. Mit den ungetauften Kindern.
“Alles Blödsinn”, versuchte sie sich zu beruhigen und stand vom Bett auf, um ins Wohnzimmer zu gehen.
Es klopfte an der Tür.
Wer konnte das zu nachtschlafender Zeit sein?
Waleah öffnete. Niemand stand vor der Tür. Sie wollte sie bereits wieder schließen, als ihr Blick zu Boden glitt. Ihr stockte das Blut in den Adern. Auf der Fußmatte lag ein dunkles Etwas. Ein blutiges, dunkles Etwas. Es war der schwarze Kater ihres Nachbarn. Oder das, was noch von ihm übrig war. Waleah spürte, wie sich ihr Magen hochschraubte, und lief ins Bad. Erbrach sich dort lautstark. Dann setzte sie sich auf die kalten Bodenfliesen und schüttelte den Kopf. War auch das ein Traum?
Ja, so musste es sein. Sie zog sich am Waschbecken hoch, ging zurück an die Tür und öffnete sie zögernd.
Es war kein Traum.
Der kleine Kadaver lag immer noch auf der Matte. Waleah ging in die Hocke und fuhr vorsichtig mit der Hand über das Fell. Es war noch warm. Der Tod konnte noch nicht lange eingetreten sein. Waleah schluckte. Wie oft war ihr der Kater zur Begrüßung um die Beine geschlichen. Etwas Weißes schimmerte zwischen dem Fell. Genaugenommen aus seinem halb geöffneten Maul. Waleah zuckte zusammen, als habe sie eine Faust getroffen. Dann nahm sie all ihre Überwindungskraft zusammen und zog den Zettel vorsichtig zwischen den Zähnen des Tieres hervor. Sie rollte das Papier auseinander und betrachtete die merkwürdigen Schriftzeichen, mit denn sie nichts anfangen konnte, die sie aber kannte.
Nur woher?
Die Trudenzeitung!
Dort lag des Rätsels Lösung. Dort hatte sie die Schriftzeichen gesehen. Waleah schlug nach einem letzten Blick auf den kleinen Kadaver die Tür zu und ging – nein rannte – in ihr Arbeitszimmer. Dort bewahrte sie die Zeitung auf. Hektisch blätterte sie darin, bis sie die gesuchte Stelle gefunden hatte, und las laut: “Um einer anderen Person einen Alptraum zu schicken, schreibe man einen geheimen Spruch mit dem Auszug aus Myrrhe auf eine Tafel. Man schreibe den Text ebenfalls auf Papier und stecke ihn in das Maul einer getöteten schwarzen Katze.”
Waleah verstummte. Ihr wurde schwindelig. Was geschah hier? Was geschah mir ihr? Und vor allem, wer schickte ihr diese Träume und warum?
“Es muss ein Ende haben”, murmelte sie. “Ich muss etwas dagegen unternehmen.”
Sie hatte in einem Buch über Hexen gelesen, dass man sich vor einer Verhexung schützen konnte, indem man einen magischen Kreis als Amulett trug. Und sie war verzweifelt genug, es zu versuchen. Der tote Kater hatte den Alpträumen und der Veränderung, die sie in sich spürte, die Krone aufgesetzt.
Waleah hatte bis zum Morgengrauen gezeichnet. Hatte den magischen Kreis auf Pappe gebannt und ausgeschnitten. Das dilettantische Amulett dann mit einer Lederschnur um den Hals gebunden. Irrwitzigerweise fühlte sie sich besser, als sie die schnöde Pappe auf ihrer Haut unter dem Shirt spürte. Sie fühlte sich so sicher, dass sie wieder ins Bett kroch, um zumindest noch ein wenig Schlaf zu finden.
Maliziöses Kichern erklang, “Du kannst dich noch so wehren, es wird dir nichts nützen. Denn du gehörst jetzt uns. Und du entgehst uns nicht. Versuchst du es dennoch, werden wir dir eine empfindliche Strafe erteilen. Bleibst du aber ein Teil unserer Schwesternschaft, wirst du mächtiger als je eine von uns zuvor.”
Waleah stöhnte im Schlaf. “Nein”, murmelte sie und wälzte sich unruhig in ihrem Bett herum. “Ich will das nicht. Ich will keine von euch sein.”
Das Kichern erklang erneut. “Unwürdige, du weißt, wie du dich und deine kümmerliche Seele retten kannst.” Ja, Waleah wusste es. Sie wollte es jedoch nicht akzeptieren. Doch die Stimme fuhr bereits fort. “Du musst den Blutzoll erbringen. Dann bist du frei. Bring uns Evelinas Kind!”
Bring uns Evelinas Kind … bring uns Evelinas Kind, hallte es noch in Waleahs Ohren, als sie erwachte. Evelina war ihre beste Freundin. Sie hatte vor zwei Wochen ein gesundes Mädchen entbunden. Waleah liebte das Kind. Es den teuflischen Mächten auszuliefern, erschien ihr undenkbar. Dann bist du verloren, kicherte die Stimme in ihr, und dieses kleine Wesen weiß noch nichts von der Welt. Es wird nicht einmal spüren, was mit ihm geschieht, fuhr sie ketzerisch fort.
Waleah stöhnte. Nein, es musste einen anderen Weg geben. Sie konnte und durfte Evelinas Kind nicht gefährden. Nicht opfern um ihrer eigenen Seele willen.
Die Stimme erklang wieder. “Bring uns das Kind. Bring mir das Kind! Und du bist frei!”
Waleah stieß einen zornigen Laut aus. Sie wusste, wer ihr den Befehl ins Hirn gepflanzt hatte. Anna Hansen. Sie hatte über die Frau gelesen. In der Trudenzeitung. Wusste, dass diese, bevor sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt war, Bamberg verflucht und ihre Wiederkehr angekündigt hatte.
Die Stimme in ihr kicherte. “Ja, und dieser Zeitpunkt ist nun gekommen. Du bist die Geeignete für meine Rache.”
“Welche Rache?”, wollte Waleah schreien, aber der Satz formte sich nur hinter ihrer Stirn.
“Du wirst Unheil über diese Stadt bringen”, kicherte es weiter. “Großes Unheil. Über die Stadt und die Nachfahren des Bamberger Hexenbischofs.”
Waleah hielt es nicht mehr in ihrer Wohnung aus. Mit einem erstickten Schrei floh sie aus dem Bett, warf sich einen Mantel über und verließ das Apartmenthaus.
Sie konnte der Stimme nicht entgehen. Weder ihr noch dem Wesen und der Seele, die ihr Ausdruck verlieh. Waleah spürte in den folgenden Tagen immer deutlicher den mentalen Druck. Sie hatte der unbekannten Macht, die von ihr Besitz ergriffen hatte, nichts entgegenzusetzen. Jene Macht, die ihr immer quälendere Alpträume schenkte. Sie keine Nacht schlafen ließ und sie so zermürbte und den letzten Funken ihres Geistes unterwarf. Waleahs Seele, die zu Anfang der Alpträume nur gespalten war, erlosch immer mehr. Zwar flackerte sie hin und wieder auf, war aber chancenlos gegen die uneinschätzbare Größe, die von ihr Besitz ergriffen hatte. In ihr erwuchs eine andere, stärkere Seele heran. Eine, die noch zur Untätigkeit verdammt war, aber darauf brannte, zu neuem Leben erweckt zu werden.
Waleah war dem Druck nicht mehr gewachsen. Ebenso wenig der Stimme hinter ihrer Stirn. Sie wollte sie loswerden. Wollte sie nicht mehr hören. Oft presste sie die Hände gegen Ohren und Stirn und rief: “Hör auf! Hör endlich auf!”
Mitleidige Blicke ihrer Mitmenschen waren die Antwort. Und ein bösartiges Kichern hinter ihrer Stirn. Als Waleah dann eines Nachts die Brandnarben auf ihren Brüsten und unter ihren Achseln entdeckte, hielt sie es nicht mehr aus. Sie fuhr zum Haus ihrer Freundin, öffnete mit ihrem Zweitschlüssel und schlich sich ins Kinderzimmer, um Evelinas schlafende Tochter mit sich zu nehmen.
“Gut so!”, erklang die Stimme. Dieses Mal sehr zufrieden. “Leg das Kind auf den Altar!”
Waleah nickte und bewegte sich wie eine Marionette auf den Steinaltar zu. Legte das Kind, das sie aus blauen Augen anstrahlte, darauf ab. Schatten formierten sich von einer Sekunde auf die andere um den Altar herum. Gestaltlose Hände griffen nach dem kleinen Körper. Alles ging blitzschnell. Waleah sah etwas Silbriges aufblitzen, gefolgt von einem Strahl pulsierender Flüssigkeit. Ihr geknechteter Geist bäumte sich ein letztes Mal auf. Wollte sich auflehnen und zerbrach.
Endgültig.
Es wurde dunkel um sie und in ihr. Sie spürte nicht einmal, wie sie zu Boden sank. Aber sie hörte die Stimme, die sie hasste wie nichts auf der Welt, zufrieden rufen “Endlich!”.
Sie hatte sie betrogen. Diese Frau, die sich Anna nannte. Sie hatte ihr versprochen, sie zu verschonen, wenn sie ihr das Kind brachte. Doch genau das Gegenteil war der Fall. Sie war nun eine von ihnen. Nein, dachte Waleah, das bin ich nicht. Ich muss nur aufwachen und der Spuk ist vorbei. Ein für alle Mal. Und dann werde ich diese Zeitung verbrennen. Sie wie Anna Hansen dem Feuer übergeben.
Sturm brandete auf.
Und dann hörte sie ihn. Den Hufschlag. Das Herannahen wilder Pferde. Hundegebell. Sie kamen. Sie kamen, um sie zu holen. Waleah schrie. Schrie sich ihre rettungslos verloreneSeele aus dem Leib. Es ist zu spät, hämmerte es triumphierend hinter ihrer Stirn. Sie wollte aufwachen. Endlich aufwachen. Aus diesem Traum. Diesem immer wiederkehrenden Horror. Doch sie wusste längst, dass es zu spät war. Sie hatte den Blutzoll erbracht. Anders, als sie es sich ausgemalt hatte. Sie hatte das Blut des ungetauften Kindes getrunken. Schlimmer noch, zugesehen, als es sein unschuldiges Leben aushauchte.
Dann waren sie heran.
Dieses Mal wurde das Wilde Heer von keinem männlichen Reiter angeführt. Es war eine Frau. Anna Hansen. Waleah wusste es in dem Augenblick, als sie die hochaufgerichtete Gestalt auf dem Pferd erblickte. Sie wehrte sich nicht einmal, als Anna sie mit den Worten “Willkommen, Schwester” auf ihr Pferd zog und im wilden Galopp mit ihr davonstob.
Von Rainer am
14. Dezember 2008 veröffentlicht
Jener Tag, der die kleine, verträumte Stadt Friedburg aus ihrem Dornröschenschlaf riss und in einen nächtlichen Alptraum stürzte, zeichnete sich durch keine außergewöhnlichen Ereignisse aus. Kein böses Omen, kein schlechtes Vorzeichen kündete von dem Unheil, das sich über seine Bewohner mit der Unabwendbarkeit einer biblischen Plage legen sollte.
Entgegen ihrem Namen hatte die Stadt niemals eine Burg beherbergt. Frieden allerdings herrschte in ihr, abgesehen von den üblichen Geplänkeln, familiären Tragödien und Streitigkeiten, seit ehedem.
Die großen Kriege mit ihren Schrecken hatten zu keiner Zeit Einzug in ihr gehalten. Armeen hatten das von den damaligen Großstädten fernab gelegene Städtchen nie behelligt, alliierte Bomber hatten weitaus lohnendere Ziele im Visier gehabt.
Der Grundstein ihres Untergangs war Jahrhunderte zuvor gelegt worden, an einem Platz, den Bürgermeister Ernst Jackosch am frühen Nachmittag des verhängnisvollen Tages eilenden Schrittes aufsuchte. Es war ein schwüler Juli-Beginn und Jackosch hatte der Sinn nach weitaus ruhigeren, weniger schweißtreibenden Aufgaben gestanden.
Er war nicht mehr der Jüngste, und seine Pfunde waren mehr als die Stimmen bei der letzten Wahl, die er nur knapp für sich entscheiden hatte können, gewachsen.
„Ich hätte Sie nicht geholt, wenn die Situation nicht dermaßen brenzlig wäre“, entschuldigte sich Amtsleiter Prödl in jenem unterwürfigen Ton, der Jackosch zuwider war.
Er lockerte seine Krawatte, dachte kurz nach und entschied schließlich, dass er sie gar nicht benötigte, nahm sie ab, rollte sie zusammen und stopfte sie in die Sakko-Tasche. Dann knöpfte er den obersten Knopf seines Hemdes auf.
Eine Sekunde lang durchströmte ihn ein erfrischendes Gefühl. Der Anblick der Aktivitäten auf dem Marktplatz kehrte den Effekt ins Gegenteil um: Mit einem Mal wurde ihm heiß vor Zorn.
Seine Blicke suchten den Feuerwehrkommandanten Kalt. Er sah ihn neben dem Trinkwasserbrunnen stehen, geistig abwesend wirkend, eine Zigarette rauchend.
Hinter ihm, zum Einsatz bereit, der Leiterwagen.
Rund um ihn vier Helfer, die sich die Zeit offenbar mit Scherzen vertrieben. Ihr Lachen hallte über den Platz.
Was seinen Puls beinahe in einen vierstelligen Bereich jagte, war das Kamerateam. Wie Geier nährten sie sich von allem, das nur halbwegs lecker aussah und zerrten an den Knochen von Kadavern, stets auf der Suche nach etwas, das sie verschlingen konnten.
Tatsächlich kam die Bezeichnung Kadaver dem Mittelpunkt des Interesses sehr nahe: Die uralte Eiche war wenig mehr denn ein Gerippe, das seine Wurzeln so tief in das Fleisch des Lebens geschlagen hatte, dass es nicht einmal im Tode umfiel und verrottete.
Jackosch schnaufte verärgert und verlangsamte seine Schritte, als er über die Waschbetonplatten ging. Er wollte Überlegenheit und Souveränität ausstrahlen, was sich mit Hektik nun wirklich nicht sonderlich gut vertrug.
Fürs erste ignorierte er das Fernsehteam und suchte das Gespräch mit Kalt.
Als dieser den Bürgermeister erspähte, sah er auf und lächelte verkniffen. Er nahm noch einen tiefen Zug von der Zigarette, dann schnippte er sie kunstvoll in den Mülleimer.
Mit ironischem Respekt nickte er Jackosch zu und tippte gegen seinen Helm, als wäre er ein viktorianischer Gentleman.
„Wie lange ist sie schon da oben?“
Kalt wischte sich ein paar Schweißperlen von der Stirn. Er konnte diesen blasierten Wichtigtuer nicht leiden, achtete jedoch seine Arbeit und sein Durchsetzungsvermögen. Er sah hoch, und der Blick des Bürgermeisters folgte ihm.
Eine junge Frau hatte sich wie ein flugunfähiger Vogel zwischen den knorrigen, dunklen Ästen der alten Eiche eingenistet. Etwa fünf Meter über ihnen thronte sie und hielt das Schild mit der Aufschrift „Baummörder“ wie ein Zepter, während der Staub der verfaulenden Rinde auf ihr Haupt prasselte.
„Etwa zwei Stunden“, erwiderte Kalt. „Wir wollten sie runterholen, aber diese Göre ist clever. Sie hat beim Sender angerufen, bevor sie nach oben gestiegen ist.“
Jackosch brummte etwas, das genauso gut Zustimmung, wie tiefste Verärgerung hätte sein können.
„Sie weiß natürlich, dass vor laufender Kamera niemand einen Finger rühren wird, sie runterzuholen.“
Der Bürgermeister sah in die Runde. Hinter der Absperrung, die verhindern sollte, dass unvorsichtige Passanten beim Abschneiden der morschen Äste verletzt würden, harrten dutzende Schaulustige des Geschehens. Amtsleiter Prödl wuselte wie ein Trabant um ihn herum. Der Kerl machte ihn nervös – merkte der das nicht selbst? Offensichtlich nicht, denn schon lag er ihm mit der Frage im Ohr, wie zu verfahren sei.
Jackosch stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich werde das klären.“
Skeptisch hob Kalt eine Augenbraue. Ehe er noch erfragen konnte, wie er die Angelegenheit zu klären gedachte, war Jackosch bereits auf dem Weg zum Baum.
In stummer Bewunderung verfolgte Kalt, wie der Stadtoberste seine Worte einlöste: Er winkte das Kamerateam herbei.
Der Feuerwehrkommandant zündete sich eine weitere Zigarette an. Ihn hatten die verwunderten Blicke und dummen Sprüche der anderen nie gestört. Solange er seiner Arbeit gewissenhaft nachging, war es schließlich seine Angelegenheit, ob er als rauchender Feuerwehrmann ein Paradoxon darstellte oder nicht.
Fasziniert wurde er Zeuge der Redegewandtheit Jackoschs. Er hörte, wie er die anklagenden Worte der Reporterin mit einer Leichtigkeit abschmetterte, die sie wohl selber zum Staunen brachte.
„Die Naturschutzbehörde selbst hat, basierend auf einem Gutachten zur Verkehrsgefährdung durch diese Eiche, die Fällgenehmigung erteilt“, hatte er ihr entgegengeschleudert und dann jeglichen, zögerlichen Widerstand mit dem Nachsatz „Wir können nicht verantworten, dass jemand durch herabfallende Äste verletzt wird, wie es erst vor wenigen Tagen bei einem Unwetter in Hessen geschehen ist“ zum Erlahmen gebracht.
Später, nachdem die Reporterin aufgegeben und mit dem restlichen Team die Stadt verlassen hatte, war es ihm gelungen, die junge Frau zur Aufgabe zu bewegen. Er hatte sie beständig mit ihrem Vornamen angesprochen und sie anstatt mit einer Schale warmer Milch, wie bei einer Katze, mit einer Mischung aus Drohungen und Verständnis für ihre Sicht der Dinge zur Kapitulation verleitet.
Schweißtreibende vier Stunden später heulte die Motorsäge ein letztes Mal auf. Die letzten morschen Äste wurden auf einen Anhänger verladen.
Nach dreihundert Jahren, in denen sie Unwettern, frostigen Wintern, übermütigen Kindern und allerlei Getier getrotzt hatte, war die Eiche verstümmelt und schließlich zu Fall gebracht worden. Lediglich ihr Wurzelwerk und der Baumstumpf waren von ihr übrig geblieben.
Und auch dieser kläglichen Überbleibsel sollte sie nach dem Willen der Stadtväter verlustig gehen. Am folgenden Tag.
Einem Tag, der für die Stadt und viele derer, die sie bewohnten, nie anbrechen sollte.
In der Stube des Gasthofs „Jahn“ war es ein vergleichsweise ruhiger Abend. An Wochenenden erbebte sie bisweilen im Gleichklang des Temperaments ihrer Besucher. Aber an einem Mittwochabend blieben die meisten zuhause, ruhten sich für den kommenden Arbeitstag aus oder beschäftigten sich mit ihren Kindern.
Kalt saß an der Theke und trank ein Bier. Er hatte sich vorgenommen, es sein erstes und letztes an diesem Tag bleiben zu lassen. Schließlich mussten sie am nächsten Tag die Wurzeln der Eiche ausgraben.
Es war ein seltsames Gefühl, etwas, das so viel älter, größer, berühmter als man selbst war, binnen weniger Stunden ausgelöscht zu haben. Wahrscheinlich würde man an Stelle des Baumes Parkplätze errichten, um die die Geschäftsleitung des Supermarkts in unmittelbarer Nähe händeringend ersucht hatte.
Bekanntlich wusch eine Hand die andere, und in einer Kleinstadt wie Friedburg waren die Menschen besonders reinlich. Gut möglich, dass Jackosch und anderen Mitgliedern des Stadtrats weniger an der Sicherheit der Bürger, denn vielmehr einem Präsent an die Supermarkt-Leitung gelegen hatte.
Und wenn schon, dachte Kalt, nahm einen tiefen Schluck und wischte den Schaum vom Oberlippenbart.
„War ja ein ziemliches Spektakel heute“, vernahm er vom Platz neben sich eine Stimme.
Langsam drehte er den Kopf und blickte in ein müdes Augenpaar. Er kannte den alten Typen nur flüchtig, wusste weder, wie er hieß, noch, wo genau er wohnte.
Kalt war nicht nach Unterhaltung zumute. Er war müde, wollte nur sein Bierchen zischen und dann ab nach Hause. Deshalb nickte er nur stumm.
Der Mann neben ihm grinste und entblößte zwei Zahnreihen, die der Traum jedes Zahnarztes sein mussten. Schwarz. Faulig. Einsturzgefährdet. Wie die Eiche.
„Das war der Leichenbaum“, stieß er geheimnisvoll hervor, und nach fauligen Eiern stinkender Mundgeruch verlieh den Worten die rechte Würze.
Kalt schluckte den Ekel hinunter. „Leichenbaum.“
Der Alte bejahte und trank sein Weinglas auf ex leer. Dann stierte er es ein paar Sekunden lang an, als könnte er es kraft seiner Gedanken wieder befüllen, und bestellte schließlich einen Doppelten.
„Schon mal den Ausdruck ‚Gerichtsbaum’ gehört?“
Amüsiert lächelte Kalt: Ein dozierender Säufer war mal eine Abwechslung, wie er zugeben musste. „Nee. Was soll das sein?“
Hinter ihnen gerieten sich ein paar Skat-Spieler in die Haare und warfen mit wüsten Beleidigungen um sich.
„Ganz einfach“, erklärte der Alte und schien die ihm gewidmete Aufmerksamkeit sowohl zu genießen als auch auszukosten. „Das waren Bäume, unter denen Gericht gehalten wurde. Uralte Bäume, oder solche, denen magische Kräfte nachgesagt wurden. Wenn einer eines schlimmen Verbrechens beschuldigt wurde, konnte man ihn gleich aufhängen.“
Kalt verschluckte sich fast und setzt das Glas so heftig ab, dass ein wenig Bier über seine Finger schwappte.
Der Zank hinter ihren Rücken eskalierte und wuchs zu einem handfesten Streit aus, der einen der Spieler wutschnaubend die Stube verlassen ließ. Die anderen stritten weiter. Worum es ging, wusste er nicht, und es interessierte ihn auch nicht sonderlich.
„Erzählen Sie keine Märchen“, sagte er verärgert.
Trotz seiner hünenhaften Gestalt und seines Alters fühlte er sich bei gruseligen Geschichten unwohl. Selbst dann, wenn sie aus dem stinkenden Mund eines Säufers kamen.
Der andere grinste breit und wirkte in keiner Weise beleidigt. „Stimmt aber. Da hingen sicher hunderte Leute an den Ästen, die ihr heute abgesägt habt.“
„Interessant“, murmelte Kalt, bezahlte und verließ den Gasthof. Unwillkürlich wanderte sein Blick zu jenem Platz, an welchem noch vor wenigen Stunden die Eiche gestanden hatte.
Nicht stolz, nicht schön, aber eine alte Königin, die man erst dann vermisste, wenn sie abgedankt hatte. Leer wirkte es zwischen den Geschäften, und dennoch voll mit etwas, das man nicht sehen konnte, weil es sich den Blicken verbarg.
Hunderte sollten an diesem Platz qualvoll gestorben sein?
Warum nicht? Friedburg war die größte Stadt der näheren Umgebung, und zu jenen archaischen Zeiten, als die meisten Menschen in ein und demselben Haus geboren wurden, aufwuchsen und starben, zog der Markt gewiss so gut wie alle Einwohner in und rund um die Stadt an.
Und mit ihnen die Begehrlichkeiten, die die Waren weckten. Oder hübsche Bauerntöchter. Oder die goldenen Kelche in den Altären …
An Möglichkeiten zur Sünde hatte wohl kaum ein Mangel geherrscht. Und so etwas wie moderne Rechtssprechung, ja, faire Verfahren so weit weg und unbekannt wie die Neue Welt.
Es war gegen zweiundzwanzig Uhr und der Himmel ein dunkles Schlachtfeld satter, schiefergrauer Regenwolken. Ganz schwach konnte er einen Blitz ausmachen. Donner hörte er keinen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann das Gewitter die Stadt erreichen würde.
Die Luft hatte sich dramatisch schnell abgekühlt.
Es roch nach Regen, frisch ausgehobener Erde und – Verwesung.
Kalt schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen. Das dumme Gerede des Typen im Gasthof hatte also doch gefruchtet und trieb Blüten in Form lächerlicher Gedanken und Ängste. Die Frage war: Was hatte man mit den Erhängten gemacht, wenn sie leblos an ihren Stricken baumelten, die Augen von den Krähen ausgepickt, die Haut von der Sonne verdörrt wie schrumpelige Rosinen? Hatte man sie an Ort und Stelle wie ein schmutziges Geheimnis verbuddelt?
„Schluss jetzt“, befahl er sich. Es war an der Zeit, nach Hause zu gehen und nicht länger über die Möglichkeit nachzugrübeln, am nächsten Tag den einen oder anderen Knochen auszugraben.
Ein Blitz, diesmal näher, zuckte und Donner grollte.
Kalt spürte, wie ihm plötzlich heiß wurde: Hatte er nicht soeben eine Bewegung aus den Augenwinkeln heraus beobachtet? Etwas, das über den Platz gefegt war? Zu rasch, um seine wahre Natur festzustellen, zu langsam, um ihn nicht in ein Gefühl des Unwohlseins zu stoßen?
Er kniff die Augen zusammen und starrte angestrengt zum Platz hinüber.
Nichts zu sehen. Vielleicht hatten ihm seine Augen, diese Verräter, einen Streich gespielt.
Kalt wandte sich ab und ging eilenden Schrittes zu seinem Wagen. Erleichtert atmete er auf, als er hinter dem Lenkrad saß. Die seltsame Erscheinung und das Gerede von dem Saufkopf waren vergessen.
Dies hier war Zivilisation und verhieß Schutz vor dummem Aberglauben! Zufrieden startete er den Motor und fuhr nach Hause.
Jene Bewegung, derer er nicht sicher war, ob er sie überhaupt gesehen hatte, trat aus dem Schutz eines Vordachs hervor und trippelte zurück zu dem Baumstamm.
Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie etwas mit der alten Eiche verbunden: Beide hatten ihre besten Tage längst hinter sich. Der Baum seit vielen Jahrzehnten, der Hund seit wenigen Monaten.
Eines seiner Ohren war nach einem verlorenen Kampf gegen eine Katze vernarbt und eiterte. Auf seinem linken Auge war er schon lange blind und hartnäckiger Schnupfen hatte seinen Geruchssinn lahmgelegt. Zumindest seine Schnelligkeit hatte ihn nicht verlassen und mehr als einmal vor qualmenden Autoreifen oder weitaus größeren, aggressiven Kötern gerettet.
Er legte den Kopf schief und besah sich die Szenerie ein weiteres Mal. Hier hatte ein Baum gestanden – sein Baum. Daran konnte nicht der geringste Zweifel bestehen. Und dennoch war er plötzlich nicht mehr da.
Verwirrt lief er um den Stamm herum. Setzte sich. Starrte. Zog erneut einen Kreis um das, was vom Baum noch übrig geblieben war.
Nichts. Sein Baum blieb verschwunden.
Einem Gefühl folgend, das dem menschlicher Frustration gleich kam, legte sich das Tier hin und wartete ab. Es fiel rasch in einen dösenden Halbschlaf, schreckte aber hoch, als es Geräusche hörte. Ein Wispern war es, das mal dumpf, mal hell klang und ihn restlos verwirrte, wie jede neue Erfahrung, die es machte.
Unruhe durchfloss es und instinktiv begann es zu knurren, obgleich keine Gefahr zu erkennen war. Ein Blitz peitschte durch die Nacht. Doch obwohl es sich vor diesen hellen, dröhnenden Erscheinungen fürchtete, vergaß es seine Angst und starrte auf das, was sich nun vor seinem verbliebenen Auge abspielte. Die Erde rund um den Baumstumpf begann zu brodeln, als krieche etwas herauf. Es machte den Hund schier verrückt, dass er kaum noch etwas zu riechen vermochte! Er stieß ein heiseres Bellen aus und verrenkte sich den Hals, um zu sehen, was da vor sich ging.
Die Stimmen wurden eindringlicher. Es waren Rufe, gemischt mit Gelächter und Schreien. Menschenstimmen. Er hatte gelernt, diesen Stimmen zu misstrauen. Meist gingen sie mit Schmerz einher – Fußtritten oder nach ihm geworfenen Steinen.
Argwöhnisch beäugte er das Geschehen und erschrak, als völlig unvermittelt Hände dem dunklen Mondlicht entgegenstrebten. Blankes, verfaultes Fleisch hing an ihnen, wie er es von den Schlachtabfällen her kannte, an denen er sich manchmal gütlich tat.
An einigen klebten noch Hautstücke, zäh wie Leder, stinkend, feucht von ihrem nassen Grab.
Den Händen folgten Arme, die sich nach oben reckten, als schnupperten sie an der Luft, die sie seit Jahrhunderten nicht mehr gespürt hatten. Dutzende waren es, ein Heer aus Armen, wie die Gliedmaßen eines erwachten Kraken.
Der Hund fühlte instinktiv die Gefahr. Er wusste die Bilder nicht einzuordnen, aber es genügte, zu wissen: Hierin lag Gefahr. Deshalb wandte er sich um und lief. Doch seine langen, dürren Beine hatten kaum einen Schritt zurückgelegt, als seine Hinterläufe fest umklammert wurden. Er heulte auf, mehr vor Schreck als vor Schmerz.
Seine Versuche, sich loszustrampeln, waren vergebens. Unbarmherzig wurde er in die Gegenrichtung geschleift.
Seine Vorderpfoten fanden keinen Halt. Er rutschte und wurde gezogen. Sein Kopf wirbelte herum, doch er konnte keinen Angreifer erkennen.
Einen kurzen, trügerischen Moment lang herrschte Stille. Die Stimmen waren verstummt und einer seiner Hinterläufe rutschte aus der Umklammerung.
Dann legte sich eine dieser verfaulten Hände über sein Maul und seine Angreifer machten sich über ihr Nachtmahl her. Als kein Fleisch mehr an den Knochen war, das sie zerreißen konnten, und kein Blut mehr in dem noch warmen Körper, das sie auflecken konnten, ließen sie von ihrer Beute ab.
Berauscht von dem, was sie seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen, gefühlt, geatmet, gerochen und gehört hatten, strömten sie aus. Sie witterten Beute. Viel mehr Beute. Und sie sollten nicht enttäuscht werden.
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Aber Vorsicht: Der Genuss der Geschichten kann süchtig nach mehr machen …