Archiv der Kategorie ‘Romantik’
Von vampirweihnacht am
2. Juni 2012 veröffentlicht
Der Himmel lichtet sich langsam und Kafka beschließt, es doch noch zum Flohmarkt zu wagen. Dort will er sich ein Rad kaufen. Trollo hat ihn dazu überredet. Er sollte mal etwas mehr an die frische Luft gehen, sich mehr bewegen und aktiver werden, überhaupt mehr unter Leute gehen. Dabei hasst es Kafka, unter Leute zu sein. Er ist nun mal ein wenig zurückgezogen und verschroben.
Was Trollo in Wahrheit meint, ist vor allem die Sache mit den Frauen. Damit geht er ihm schon seit der Schulzeit auf den Geist, hat immer versucht, ihn dazu anzustacheln, mit Mädchen Kurzweil zu betreiben, wie man das in modernen Kreisen so schön sagt. Trollo ist darin selbst sehr gut.
Noch nerviger sind aber seine Versuche, ihn zum Mieten einer eigenen Wohnung zu überreden. Dabei lebt Kafka gerne bei seiner Mutter. Er kann sich auf dem gesamten Dachgeschoss ausbreiten, vom Nähzimmer einmal abgesehen. Seine Mutter ist Hobbyschneiderin. Alle seine Anzüge sind von ihr. Und seine Pullis, denn sie strickt auch.

Auf dem Flohmarkt kauft er das einzige Rad, das vernünftig aussieht. Er muss dafür hundert ausgeben. Auf dem Rückweg wird er vom Regen erwischt. Radeln kann wirklich strapaziös sein. Um nicht nass zu werden, stellt er sich bei ein paar Läden unter. Im Schaufenster sieht er das Cover einiger Bestseller, die er entweder kennt oder gar nicht erst zu lesen beginnen möchte. Wenn es um Literatur geht, kennt sich Kafka aus. Er gibt einen gar nicht so kleinen Teil seines monatlichen Geldes für Bücher aus. Durchschnittlich liest er sechseinhalb Stunden am Tag, das hat er sich mal ausgerechnet.
Was aber gerade sein Interesse weckt, sind die Tarotkarten im Fenster. Es ist nur ein kleines Deck, das aus 22 Karten besteht. Die Abbildungen erinnern ihn an einen Traum, den er mal hatte und an den er sich ausgerechnet jetzt erinnern kann. Er sperrt das Rad mit dem Schloss ab und geht in den Laden, um sich die Karten zu kaufen.
Wie es sich zeigt, ist es ein spezielles Liebestarot. Kafka mag die Liebe. Zumindest in der Literatur. Als er noch jünger war, hat er gerne Romane gelesen, in denen es um Musik, romantische Gefühle und ein ausschweifendes Leben ging. Die Protagonisten versuchten wie Rockstars zu leben, ohne welche sein zu müssen.
Persönlich konnte er trotz seiner bald vierzig Jahre über keinerlei Erfahrung mit der Liebe zurückblicken. Von der zweiminütigen Affäre auf einer Liege am nächtlichen Strand von Mallorca mal abgesehen. Da hatte ihn Trollo hineingetrieben, in den Urlaub wie in diese Frau, deren Namen er wieder vergessen hatte, wie fast das gesamte Erlebnis. Es war ein schrecklicher Urlaub in einem viel zu kleinen Zweibettzimmer. In dem Hotel konnte man nicht einmal in Ruhe lesen, vor lauter singenden Betrunkenen und abendlichem Kneipenlärm. Von Schlafen ganz zu schweigen.
Daheim angelangt legt er sich auf das Bett seines Schlafzimmers, wie immer, wenn er etwas aus einem Buchladen kauft. Warum nicht eine Liebestarotkarte ziehen, einfach zum Test? Er greift wie in der Anleitung beschrieben in den Kartenstapel und zieht mit der linken Hand. Es ist die Karte “Frühling”. In der Anleitung liest er, dass diese dem “Wagen” im normalen Tarot entspricht. Er schaut sich die Abbildung an und wird für wenige Sekunden in eine Zeit zurückgezogen, die anders war, in der es noch Hoffnung auf das Besondere im Leben gab.
Kafka weiß, was zu tun ist. Er geht in die Bibliothek und peilt all jene Bücher an, die er in seiner Jugend gelesen hat, in denen sich Romantik, Eitelkeiten und Rock n’ roll trafen. Er beginnt sie wieder zu lesen und zieht gelegentlich eine Karte dazwischen. Die Abbildungen sprechen zu ihm. Sie geben ihm Ratschläge, sie und die Bücher, die ihm den Weg zu etwas Neuem weisen. Er spürt, dass ein neues Kapitel beginnt. Ob er nun die Liebe und das Laster kennen lernen, oder sich früher oder später doch wie erwartet in etwas Obskurem verwandeln wird, kann Kafka jetzt noch nicht sagen. Erst einmal wird er diesen Frühlingsgefühlen oder was auch immer das ist folgen.
Von schreibbiene86 am
27. März 2012 veröffentlicht
Menschen machen Fehler, wer jetzt nein sagt, ist zu sehr von sich überzeugt denn niemand ist perfekt. Auch ich habe schon viele Fehler gemacht. Einen davon bereue ich noch heute. Das Einzige was ich tun kann es besser machen und darauf Achten, das mir genau diese Fehler nicht noch einmal passieren. Jedoch ist das manchmal leichter gesagt als getan und ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht.
Was habe ich da nur angestellt?
Eigentlich kann ich die ganze Situation die durch meine Vernachlässigung entstanden ist nicht entschuldigen aber Verständnis halber fange ich lieber vorne an. Seit 13 Jahren bin ich mit meiner Frau zusammen wir haben 4 bildhübsche Kinder und vom Beruf bin ich Fernfahrer. Und damit fängt alles an. Wenn alles gut läuft, bin ich jede Woche Samstag zuhause aber nicht von Dauer, sondern schon am nächsten Tag geht es wieder los. Weil ich auch nicht nur in Deutschland, sondern auch anderen Ländern fahre, kann ich auch nicht jeden Tag mit meiner Frau oder den Kindern telefonieren. Was meine Familie mehr belastet als ich zugeben wollte. Meine Frau ist den ganzen Tag zuhause und kümmert sich um die Kinder im Nachhinein kann ich sagen habe ich nie etwas getan, was diese Situation anders gemacht hätte. Die paar Stunden, die ich am Wochenende zuhause war, wollte ich vielmehr zum Entspannen haben, worüber meine Frau sich sehr aufgeregt hat. Auch die Kinder beschwerten sich bei mir denn sie wollten endlich mal Zeit mit mir verbringen. Hören wollte ich da noch nicht. Ein gutes halbes Jahr vor dem Knall begannen meine Frau und ich uns immer mehr zu streiten an. Sie meinte immer wieder das sie nicht auf mich angewiesen sei und die Kinder sowie so alleine groß ziehe. Sie wollte, dass es so wird, wie am Anfang wo ich jeden Abend daheim war. So stellte sie mich vor der Wahl entweder ich suche mir einen anderen Job und mache bei einer Familientherapie mit oder sie wird die Beziehung beenden. Das Einzige was ich darauf tat war lächeln und früher als sonst, zu gehen. Jetzt weiß ich, dass das falsch war, ich hätte mich darauf einlassen sollen.
Meine Frau machte ernst
Als ich am darauf folgenden Wochenende nachhause kam, war die halbe Wohnung leer geräumt. Von meiner Frau und meinen Kindern fehlte jede Spur. Stattdessen fand ich nur einen Brief von ihr, wo sie alle ihre Sorgen und Probleme an mich ausließ. Sie warf mir vor das ich sie und die Kinder vernachlässigt hätte und ich wusste Sie hatte Recht. Doch es schien zu spät denn noch nicht einmal vom Handy nahm Sie ab. Über Freunde fand ich heraus, wo sie und die Kinder hin sind. Erschrocken vor mir selbst merkte ich jede einzelne Minute, wie sehr ich alles mit meiner Ignoranz verletzt hatte. So beschloss ich um meine Familie, zu kämpfen.
Die Rückeroberung!
Zu Beginn unserer Beziehung schenkte ich meiner Frau jeden Tag eine Blume. Ich wollte sie wissen lassen, dass ich verstanden haben was ich alles falsch gemacht habe und begann zu kämpfen. Über dem Blumenprinz fand ich im Internet alle Blumenshops. Bei jedem einzelnen Shop gab ich Bestellungen auf und ließ ihr so jeden Tag Blumen zu kommen. Zudem schickte ich Ihr Einladungen zum Essen und für Standspaziergänge und buchte sogar einen Urlaub für uns alle. 8.Wochen hat sie sich nicht gemeldet keine SMS und kein Lebenszeichen. Langsam begann ich zu zweifeln, ob sie je zurückkommen würde. Da die Blumen auch sehr ins Geld gingen, machte ich nach der Zeit auch den Blumenversand im Vergleich. Schließlich wollte ich nicht aufgeben. Nach der letzten Lieferung bekam ich eine SMS darin stand nur ein Ort und eine Zeit. Ich fuhr ohne lange nachzudenken dahin. Da war sie meine Familie. Das Ganze ist jetzt 1 Jahr her. Wir machen eine Familientherapie und ich habe den Job gewechselt. Nie wieder will ich meiner Familie so weh tun.
Von Valle Gran Rey am
19. Dezember 2011 veröffentlicht
Wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit steht bei Familie Salvenmoser, der lang erwartete Winterurlaub an. Auch dieses Jahr soll es wieder nach Österreich zum Skigebiet Wilder Kaiser gehen. Dort befindet sich ein kleines, aber feines Bergdorf, das sich Ellmau nennt und schon seit Jahren das Haupturlaubsziel der Familie Salvenmoser ist.
Einen Tag
vor Heilig Abend soll es nun soweit sein. Lilli, die Tochter der Salvenmosers ist mittlerweile sechzehn Jahre alt und hatte eigentlich besseres vor, als mit ihren Eltern gemeinsam in den Skiurlaub zu fahren. Viel lieber wäre sie mit Freundin Sarah nach New York geflogen, um dort mit einer riesigen Party ins neue Jahr zu feiern. Dabei hat sie allerdings nicht mit ihrem Vater gerechnet. Für Martin Salvenmoser ist es unverzichtbar, dass die ganze Familie an Weihnachten zusammen ist.
Völlig unmotiviert und mit schlechter Laune packt Lilli ihren Koffer ins Auto. Die gesamte Fahrt redet sie kein Wort mit ihrem Vater. Auch auf ihre Mutter Elisabeth ist sie nicht gut zu sprechen. Wenigstens von ihr hätte sie sich mehr Unterstützung erhofft, aber auch Elisabeth Salvenmoser hat es nicht geschafft ihren Mann umzustimmen.
In Ellmau angekommen wurden erst einmal die Hotelzimmer bezogen. Zum Glück hatte Lilli ein Einzelzimmer und konnte zumindest in der Nacht ihre Privatsphäre genießen. Gleich in der ersten Nacht, nahm sie ihr Handy zur Hand und rief Freundin Sarah an und klagte ihr ihr Leid. Lilli hatte keinen blassen Schimmer, wie sie diese verflixten zehn Tage in diesem Dorf überstehen sollte….
Der erste Tag war angebrochen und Lilli saß gemeinsam mit ihren Eltern am Frühstückstisch. Draußen schneite es und Ellmau verwandelte sich nach und nach in das reinste Winterparadies. Ganz leise schneite es vor sich hin und Lilli wollte am liebsten den Tag auf ihrem Zimmer verbringen. Martin Salvenmoser dagegen hatte etwas Besseres vor und schlug vor, mit der Familie eine Winterwanderung zu unternehmen. Elisabeth Salvenmoser fand das eine super Idee und so musste eben auch Lilli mit.
Wohl oder übel fügte sich Lilli, zog ihre Schneehose, ihre Moonboots, Schal, Mütze und Handschuhe an und los konnte es gehen. Der Weg ging um den Hintersteiner See. Martin Salvenmoser war der Meinung, dass sich der Rundgang um maximal eine Stunde handeln sollte. Für Lilli dauerte es allerdings schon geschätzte drei Stunden und ein Ende war noch lange nicht in Sicht. Im Gegenteil: Es schneite immer heftiger und man sah beinahe die Hand vor seinen Augen nicht mehr. Noch dazu fegte mittlerweile ein eisiger Wind, der Lilli die Schneeflocken nur so ins Gesicht blies. Das schlimmste war jedoch, das weit und breit kein Mensch außer ihrem Vater und ihrer Mutter zu sehen war.
Es sollte noch schlimmer kommen, als Lilli auf der Wandertour plötzlich ihren menschlichen Bedürfnissen nachgehen musste. Da keine Toilette zu sehen war, blieb ihr nichts anderes übrig, als in den Wald zu gehen. Langsam und vorsichtig tastete sie sich von Baum zu Baum und fand irgendwann das passende Plätzchen. Als sie das so saß, entdeckte sie hinter einem Baum einen kleinen Hundewelpen, der vor lauter Kälte zitterte. Sie nahm ihn zu sich, unter ihre Daunenjacke, um ihn zu wärmen und suchte links und recht nach seinem Herrchen ab. Jedoch konnte Lilli niemanden finden. Auch ihre Rufe wurden nicht erwidert. Also entschied sie sich, den kleinen Welpen erst einmal mitzunehmen. Hätte sie das nicht getan, wäre er sicherlich innerhalb kürzester Zeit im Wald erfroren.
Lillis Vater war über ihr Mitbringsel nicht begeistert. Er fragte sie, wie sie sich das vorstellen würde. Im Hotel seien keine Hunde erlaubt und ihn einfach einzuschmuggeln erlaubte er auch nicht. Martin Salvenmoser schlug vor, den Hund auf dem nächsten Bauernhof abzugeben. Lilli schossen die Tränen in die Augen, denn sie konnte nicht verstehen, dass ihr Vater so herzlos gegenüber diesem kleinen Welpen sein konnte. Auch Elisabeth Salvenmoser konnte sich das nicht länger mit ansehen. Sie erlaubte Lilli, den Welpen vorerst, auch ohne Einwilligung des Hotels, mit auf ihr Zimmer zu nehmen. Lilli strahlte über beide Ohren, während ihre Eltern einen heftigen Streit wegen dieser Sache hatten.
Von diesem Tag an, war für Lilli der Urlaub gerettet. Täglich ging sie mehrmals mit dem Kleinen raus, damit er sein Geschäft erledigen konnte. Hier in der schönen Umgebung Tirols konnte Sie Ihren Urlaub mit Hund so richtig genießen. Insgeheim hoffte sie, dass niemand den kleinen Mann vermissen würde, denn dann würde sie ihn selbstverständlich mit nach Hause nehmen. Diese Rechnung hatte sie jedoch ohne ihren Vater gemacht. Martin Salvenmoser bestand darauf, dass sie sein Herrchen ausfindig machen sollte oder ihn an jemanden abgeben würde, der gut für ihn sorgen kann. Lilli wurde ein weiteres Mal von ihrem Vater enttäuscht.
Es war Samstagabend, als Lilli ihre Mutter bat, abends auf den Kleinen aufzupassen. Inzwischen waren drei Tage vergangen und niemand hatte sich gemeldet, dass er einen Hundewelpen vermissen würde. An diesem Abend wollte Lilli mit einigen Mädchen, die sie im Hotel kennen lernte, auf eine Party gehen. Die Party fand in einer kleinen, beschaulichen Kneipe statt. Die Kneipe war mit vielen Kerzen, romantisch aufgemacht und Lilli fühlte sich gleich pudelwohl. Es war ein lustiger Abend. Sie unterhielt sich über Gott und die Welt mit ihren Mädels und merkte dabei gar nicht, wie die Stunden vergingen. Immer wieder fiel ihr dabei ein Junge auf, der auch mit ein paar Freunden unterwegs war und eine ziemlich traurige Miene machte.
Lilli ging auf ihn zu und fragte ihn nach seinem Namen und weshalb er denn so traurig sei. Er sagte er hieße Mario und sein Hund sei vor drei Tagen weggelaufen. Des Weiteren glaubte er nicht mehr daran, dass dieser noch leben würde, bei diesem harten Winter. Lilli konnte nicht glauben, was sie da zu hören bekam. Sie erzählte Mario davon, dass sie seinen Hund am See gefunden hatte und er bei ihrer Mutter, im warmen Hotelzimmer lag. Mario war überglücklich und umarmte Lilli.
Von diesem Tag an waren Lilli und Mario unzertrennlich. Sie verbrachten den gesamten Urlaub gemeinsam und verliebten sich unsterblich ineinander. Für Lilli war der kleine Welpe ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass es einen Sinn haben sollte, in diesem Urlaub dabei zu sein. Der Sinn war es, in diesem Bergdorf die ganz große Liebe zu finden.
Von stefaniegerste am
19. Dezember 2011 veröffentlicht
Katja wusste nicht so recht, was sie an diesem Abend erwarten würde. Sie hatte Franz schon seit Monaten im Auge, ach, seit Jahren wollte sie nur Eines: Mit ihm zusammen sein. Er hat sie zwar oft angeschaut, aber man hat ja von hier und da gehört, dass er ein sprunghafter Mensch ist.
Jetzt hat er sie angeschrieben… Über das Internet auch noch, wie unromantisch. Naja, besser als gar nicht, denkt sie sich und schlüpft in ihre schicken englischen Pumps. Nun geht es also auf eine Geburtstagsfeier. Robin, ein Freund von Franz. Den kennt sie zwar vom Sehen, aber auch nicht näher und ein richtiges Geschenk ist ihr auch nicht eingefallen…
“Ach, über dieses Bastel-Geldgeschenk wird er sich schon freuen”, redet sich Katja ein. In Wirklichkeit hat sie große Angst davor, auf der Geburtstagsparty schräge Blicke zu ernten und schlecht anzukommen. Sie werden sich ein paar Meter weg von der Wohnung treffen, und zusammen hinlaufen. Sie ist schon ganz entspannt.
Natürlich ist Katja pünktlich am Treffpunkt, es schneit und ihr ist kalt. Als Franz nach gut 10 Minuten immer noch nicht da ist, bekommt sie ein ungutes Gefühl. Hat er mich sitzen lassen? Möchte er nicht mir zu dieser Party? Ist ihm gar etwas übles zugestoßen?
Doch sie hat sich mal wieder unnötig große Sorgen gemacht: Prompt erhält sie eine Kurzmitteilung auf ihr Mobiltelefon, dass Franz in ein paar Minuten am Treffpunkt sein wird. Ihr Herz schlägt immer schneller. Insgeheim wünscht sie sich, er würde sie fragen, ob sie nicht zu zwei essen gehen wollen, statt zur überfüllten Party.
Natürlich kommt es aber anders. Franz begrüßt sie schüchtern und fragt sie, ob sie gleich zur Party gehen wollen. Sie bejaht die Frage sofort, obwohl sie innerlich das Gegenteil fühlt und spürt. Beim Haus des Gastgebers angekommen, staunen beide plötzlich nicht schlecht, als nirgendwo in der Wohnung von Robin Licht brennt. Nur ein Zettel hängt an der Tür: “Ich feier meinen Geburtstag dieses Jahr im warmen Süden mit meiner Ehefrau. Und Katja und Franz: Unternehmt etwas zusammen, ich kann eure beider Sehnsüchte nicht mehr hören!”
Franz grinst Katja wissend an, sie schließt ihre Augen und er küsst sie sanft, aber intensiv. Katja öffnet ihre Augen, lacht, und sagt: “Was für eine gelungene Geburtstagsparty!”.
Von AdrianeFranz am
20. Oktober 2011 veröffentlicht
Der Herr sei gepriese, jubelte es in ihm. Er war extra nach Tirol gefahren, um den berühmten amerikenischen Evangelisten zu hören. Für eine Woche tauchte er ein in den Heiligen Geist, der sein Werk offenbaren wollte in Heilungen und massenhaften, neuen Bekehrungen. Der Evangelist hatte schon tausende weltweit bewegt, in ganzen Gruppen fielen sie beim heftigen Bewegen seiner Arme nach hinten um und fingen an zu weinen, weil Gott ihre Herzen berührte. Und waren nicht Krüppel aus ihren Rollstühlen aufgestanden oder hatten ihre Krücken weggeworfen? Hatten nicht etliche wieder sehen können oder hören?
Der mitgebrachte Chor versetzte die grosse Halle in wohlige Stimmung. Ein grosser Projektor zeigte die einzelnen Strophen an einer grossen, weissen Wand, die alle vorn sehen konnten Unglaublich bewegend auch die Predigt des Evangelisten. Der Teufel brüllt wie ein Löwe, auf dass er etliche verschlinge, und das besonders heute, drang es tief in die Köpfe ein, und lauter Beifall erfüllte die Halle und ein vielstimmiges und buntes Halleluja. Ja, Christus hat den Teufel besiegt durch sein Blut am Kreuz, aber, so der Evangelist, seid auf der Hut, der Böse liege in den letzten Zügen und sei heute besonders aggressiv, hungrig und bösartig.
Voller Freude erfüllt, machte er sich auf, zurüch in sein Hotel. Auf dem Weg nach oben wollte er des Teufels List überprüfen und fand zu seiner Überraschung, dass es die Zimmernummer 13 im Hotel nicht gab. Wusste ich es doch, sprach er zu sich selbst und fuhr auf zum letzten Gang. Und er fing an zu überlegen:
Hm, 265 Zimmer hat das Tirol Hotel, und 85 Busse fahren für bei Wien Städtereisen. 10 Finger sind an meinen Händen und 10 Zehen an meinen Füssen. Und Satan hat 5 Buchstaben. Herr, hilf mir! Alle Zahlen haben mit 5 zu tun! Der Teufel ist hier, der brüllende Löwe hat mich in diese Herberge gelockt!
Und aus lauter Unwohlsein zog er aus am nächsten Tag und erachtete es als Gottes Werk, in einer kleinen Pension unterzukommen und so gerettet zu werden von der List des Teufels. So rettet Jesus offensichtlich auch in letzter Minute, war er überzeugt. Die 5 ist überall zu finden, und er hatte es sehen dürfen! Und erst die schreckliche 13!
Drei Jahre später hat er seinen Verstand wiedergefunden, und der Evangelist war offenbar geworden als Steuerhinterzieher und sexsüchtiger Bordellbesucher. Offensichtlich war des Teufels List so richtig nach hinten losgegangen.
Von MrVienna am
15. Juni 2011 veröffentlicht
Elena unterdrückte einen Seufzer. Ihre linke Hand verkrampfte sich in der Halteschlinge über ihrem Kopf. Der Stadtautobus war übervoll. Die Fahrgäste standen eng geschlichtet wie die Heringe. Sie rochen nach Rasierwasser, nach Parfum oder nach Zigaretten. Sie schwiegen und durchbohrten sich gegenseitig mit starren Blicken. Möglicherweise war ein Taschendieb darunter. Vielleicht auch mehrere Taschendiebe? In jedem Gedränge treiben sich Taschendiebe herum.
Elena presste mit der Rechten ihre Handtasche fester gegen die Brust. Immer wieder streifte sie bedrohlich ein fremder Körper. Ob diese Berührung unabsichtlich erfolgte? Oder stieß sie jemand absichtlich an, um sie abzulenken? Auf jeden Fall machte es ihr Angst. Und die Angst war ein beengendes, dunkles Etwas. Eine Empfindung, die wie schwerer Rauch in ihre Beine kroch, den Rumpf hochstieg, durch ihre Arme floss und sich schließlich im Kopf breitmachte.
Das Fahrzeug schlingerte und rumpelte. Die schweigende Gruppe der Fahrgäste machte jedem Ruck wellenförmig mit. Ihre starren und unpersönlichen Blicke behielten sie unverändert aufgesetzt. Draußen bewegten sich Männer in blauen Overalls, unter gelben Helmen. Sie wühlten sich, ähnlich Maulwürfen, durch die Straße und versenkten darin schwarze Elektrokabeln. Die ausgebesserte Asphaltdecke der Fahrbahn ließen sie mit kleinen Hügeln zurück, was dem Bus die bewegte Fahrweise aufzwang.
Elena hasste alle öffentlichen Verkehrsmittel. Die engen Fahrgasträume bereiteten ihr Beklemmungen. Sie fühlte den Druck der nahen Wände auf sich und besonders auf ihrer Atmung lasten. Einige Umstehenden hefteten jetzt klebrige Blicke auf ihren Körper. Ein leichtes Frösteln durchzog sie. Sie war eine attraktive Frau, Mitte dreißig, mit einem schlanken, sehr weiblichen Körper. Das ebenmäßige Gesicht benötigte keine kosmetische Hilfe, um ein männliches Gehirn mühelos in einem Meer von Hormonen zu ertränken. Und trotz ihres überdurchschnittlich guten Aussehens lebte sie als Single in einer kleinen Wohnung am Rande der Stadt. In einer ruhigen Gegend, wo noch Bäume vor den Fenstern wachsen und immer dann, wenn sich der Wind durch die Gasse drängt, mit den Blättern rauschen. Und wo ältere Leute mit kleinen Hunden herumgehen, mit denen sie reden, geradeso als führten sie kleine Kinder an der Hand und keine Hunde an der Leine.
Die erste und einzige Ehe von Elena endete vor etwas mehr als einem Jahr. Ihr Exmann konnte dem Alkohol nicht widerstehen, er versank immer tiefer in dieser teuflischen Sucht. Sein anfangs rücksichtsvolles Verhalten zerbröckelte, er wurde streitsüchtig, später auch noch gewalttätig. Das war eine schlimme Zeit für Elena und die unausweichliche Scheidung empfand sie als Erlösung. Als Eintritt in ein freieres, neues Leben. Nach längerer Zeit wurde diese neue Freiheit zur Gewohnheit und füllte ihr Leben nicht mehr aus. Ein Drang regte sich und wuchs in ihr, formte sich zu einem Verlangen nach einem zweiten Menschen. Nach einem Menschen, der zu ihr gehörte, von dem sie Wärme und Geborgenheit erwarten konnte. Sie wurde aktiv und fand über das Internet Kontakt zu einem Mann, mit dem sie einige Monate lang schriftliche Nachrichten austauschte. Und schließlich – für den heutigen Tag – ein erstes persönliches Treffen vereinbarte. Was für sie keine leichte Entscheidung war. Immer wieder drängten sich Bedenken auf, die Begegnung könnte mit einer Enttäuschung enden. Andererseits: Seine Zeilen hatten den Eindruck von Verständnis und Vernunft vermittelt. Deswegen sagte sie sich innerlich vor: Es ist richtig, den Mann nun persönlich zu treffen. Auch wenn sie noch kein Foto von ihm gesehen hatte. Aber er hatte sich mehrmals ganz genau beschrieben. Und er wird sich sicher nicht falsch dargestellt haben. Ganz sicher nicht. Außerdem, man wird es ja sehen.
Der Bus bremste scharf vor der Haltestelle. Im gleichen Moment spürte Elena ein weiches Etwas gegen ihre Beine stoßen. Ein kleines Mädchen war über ihre Schuhe gestolpert, es lag nun quer über ihre Füße. Elena erkannte einen wirren schwarzen Haarschopf, darunter zwei dunkel glänzende Augen, die sie furchtsam von unten her anblickten. Elena löste sich aus dem Haltegriff, legte die Handtasche zu Boden und half dem Mädchen auf die Beine. Das Kind schlenkerte auf einmal unkontrolliert mit den Armen durch die Gegend, zuckte auch mit den Beinen. Epilepsie? Dann aber kam es ruckartig hoch und glitt wendig durch die offene Bustüre ins Freie, wobei es noch einen ängstlichen Blick zurückwarf.
Die Pneumatik presste zischend die Flügel der Falttür zusammen, der Bus schob sich ruckartig nach vorwärts. Elena atmete erleichtert aus und hob ihre Handtasche vom Boden auf. Im nächsten Moment stutzte sie. Die Tasche war weit offen. Die böse Ahnung bestätigte sich augenblicklich: Die Geldbörse war verschwunden. Diese Göre! Sie hätte ihr besser den Hals umdrehen sollen, anstatt ihr aufzuhelfen. Wie kann es nur sein, dass sich das Böse in einem unschuldigen Kind versteckt. Der Bus beschleunigte, kurvte um eine Hausecke. Von dem Kind war nichts mehr zu entdecken.
Der Stadtbus hielt an der Endstelle und damit hatte Elena ihr Fahrziel erreicht. Die schweigende Menschengruppe geriet in Bewegung, zwängte sich aus dem Bus, schob Elena vor sich her. Und Elena fühlte sich – wenngleich ihr der Verlust der Geldbörse noch schwer im Magen lag – erleichtert, als sie den Bus verlassen konnte. Sie betrat den Stephansplatz, das Zentrum von Wien, wo sich auch die Stephanskirche, das Wahrzeichen der Stadt befand. Das gotische Kirchenschiff stach mit seinen spitzen Türmen wehrhaft in den weißblauen Himmel und blickte durch die schmalen Kirchenfenster hoheitsvoll auf das aufgeregte Treiben herunter. Aus den Gemäuern dunstete achthundert Jahre Geschichte.
Touristen zwängten sich durch den linken Seitenflügel in die dunklen, kühlen Hallen des Gotteshauses. Auf der rechten Seite quetschen sich ebenso viele Menschen wieder heraus und mengten sich unter die Stehenden und Schlendernden. Elena durchpflügte die Flut der Urlauber und bog in eine elegante Geschäftsstraße ein. Ihr Blick streifte saubere, gedeckte Tische – von Angestellten der Kaffeehäusern und Speiselokale nach draußen gestellt. Familien aus verschiedenen Ländern besetzten die Stühle, konsumierten Speisen und Getränke. Die meisten der Sitzenden hatten erschöpfte Gesichter. Das Ergebnis einer anstrengenden Stadtbesichtigung. Kellner und Serviererinnen surrten bienenartig zwischen den Sitzenden herum, räumten leere Teller und Gläser weg und nahmen zwischendurch neue Bestellungen auf. Die laue Sommerluft war erfüllt vom Schwirren der vielen fremdländischen Stimmen und dem Geruch nach gegrilltem Fleisch, nach Zwiebeln und Wein.
Elena steuerte den vereinbarten Treffpunkt an: Eine große, teilweise vergoldete Säule, die an eine mittelalterliche Pestepidemie erinnert. Ein Kaiser hatte sie einst als Dank für das Ende der Seuche errichten lassen. Das Denkmal war von einer Gruppe Japanern mit hochgehaltenen Kameras umringt. Es waren ältere, friedlich aussehende Menschen, Seniorenreisende. Elena liebte alte Menschen. Sie mochte die Ruhe und Harmonie, welche alte Menschen oft ausstrahlten.
Sie zerrte jetzt vorsorglich den Kragen ihrer Bluse ein Stück aus der Jacke. Es war vereinbart, der noch Unbekannte sollte sie an der zartrosa Farbe der Bluse erkennen. Von ihm wusste sie, dass er großgewachsen war, braune Haare, graue Augen hat und mit einer braunen Jacke aus feinem Leder bekleidet sein sollte.
Der Blick aus grauen Augen traf sie geradewegs aus dem Meer von Gesichtern. So, als würde Elena durch die Linse einer Kamera blicken, welche auf das Augenpaar fokussiert war. Darunter war auch die braune Jacke erkennbar. Die Haare waren aber nicht braun, sondern schwarz. War er doch nicht der Richtige? Aber der Mann lächelte ihr freundlich zu. Er saß an einem Tisch, an seiner Seite ein kleines Kind. Merkwürdig. Elena zögerte. War es der…
Dann fiel ihr Blick auf das Kind, welches neben dem lächelnden Mann saß und in dem für sie viel zu großen Stuhl fast versank, sodass der Kopf des Kindes nur knapp über der Tischkante zu sehen war. Das Mädchen schien unzufrieden denn es schüttelte heftig mit dem Kopf. Wirre schwarze Locken fielen dabei über ihre Stirne. Die Augen des Kindes waren dunkel und drückten Unglück aus. Es ist doch…, dachte Elena erschrocken. Nein, das kann nicht sein. Und doch, kein Zweifel. Es war das Mädchen, welches ihr die Geldbörse im Bus gestohlen hatte!
Elena schoss das Blut zu Kopf. Die Empörung flimmerte ihr vor den Augen, ließ die vielen Menschen um sie herum im Nebel verschwinden. Die Umgebung war leer. Sie war allein mit der kleinen Diebin und dem Mann neben ihr, der sie jetzt unverfroren angrinste. ‘Wo ist meine Geldbörse’, zischte Elena und packte aufgeregt das Mädchen am Arm. Das Mädchen krümmte sich weg wie ein Wurm, versuchte sich dem Griff zu entwinden. Das Grinsen auf dem Gesicht des Mannes starb dahin, sein Blick gefror zu blankem Eis. ‘Was wollen Sie von uns und wovon reden Sie überhaupt.’ Seine Worte klangen routiniert, als wäre er solche Auseinandersetzungen gewohnt. Sein Gesicht war jetzt eine undurchdringliche Festung.
Elena schluckte. Unerhört, hämmerte es in ihrem Gehirn. ‘Dieses Mädchen hat mir im Bus die Geldbörse entwendet’, presste sie heraus. Sie schwankte zwischen Angst und Empörung. Sie fasste das kleine Mädchen, welches unentwegt versuchte ihrem Griff zu entkommen, auch noch mit der zweiten Hand.
‘Sie brauchen einen Arzt’, schnarrte der Mann mit dem gestorbenen Grinsen. Er machte nun einen zunehmend aggressiven Eindruck. Er erhob sich drohend und riss das kleine Mädchen an sich, so dass es den Händen Elenas entglitt.
‘Vielleicht sollten wir es mit der Polizei versuchen?’ Es war eine ruhige tiefe Männerstimme, welche aus dem Hintergrund die anderen Stimmen übertönte. Elena sah hilflos und verblüfft in die Richtung der Worte und erkannte einen großgewachsen Mann mit braunem Haar, grauen Augen und einer braunen Lederjacke. Sie fühlte, wie sich ihre Erregung weiter steigerte. Das musste er sein. Der Mann, mit dem sie sich treffen wollte. Und er kam genau im richtigen Augenblick.
Der Mann hielt mit kräftigen Händen das Mädchen und den Schwarzhaarigen fest. ‘Setzen Sie sich, die Polizei wird alles aufklären’, sprach er nun fast freundlich.
Ich glaube es nicht, dachte Elena. Ich habe mich mit einem Helden verabredet.
‘Das wird nicht nötig sein’, keuchte der Schwarzhaarige. ‘Es ist alles ein Versehen. Ein bedauerlicher Irrtum. Hier ist ihre Geldbörse. Meine Tochter hat sie im Bus gefunden und für sie aufbewahrt.’ Er griff mit seiner freien Hand in die Innentasche seiner Jacke und legte die Geldbörse auf den Tisch. Elena öffnete ihre Börse. Es war alles noch da. Das Geld die Papiere. Alles. Gott sei Dank.
Der Mann mit dem Elena verabredet war warf ihr einen ernsten, fragenden Blick zu. Elena nickte und machte eine wegwerfende Handbewegung. Der Mann ließ die Beiden los und der Schwarzhaarige mit dem Kind verschmolzen blitzartig mit der Masse der Flanierenden.
‘Paul’, stellte sich der Helfer mit warmer Stimme vor und streckte Elena die Hand hin.
‘Elena’, antwortet sie, obwohl ihr jedes Wort schwer fiel, weil ihr eine freudige Erregung den Hals einschnürte. Sein Händedruck war fest und vertrauenswürdig.
Es waren die grauen Augen? Oder die Stimme? Oder wie er sich bewegte?
Egal. Elena wusste: Heute beginnt das richtige Leben für sie. Sie ist nicht mehr allein auf der Welt.
Von Surfcamp-online am
9. November 2010 veröffentlicht

Es waren noch 3 Tage. 3 Tage bis zu ihrer Hochzeit. Anna war 30, arbeitete als Sekretärin und würde in 3 Tagen ihren Freund Marc heiraten. Darauf freute sie sich schon seit Monaten. Aber gerade war sie noch dabei zu packen. Wofür? Anna wollte gleich mit ihren beiden besten Freundinnen nach Gran Canaria fliegen, um dort ihren Junggesellinnen Abschied zu feiern und gleich müssten sie kommen, um sie abzuholen. Und schon klingelte es an der Tür. Die Verabschiedung von ihrem Zukünftigen fiel sehr spärlich aus, sie waren etwas in Zeitnot und mussten sich beeilen. Also drückte Anna ihrem Marc einen dicken Kuss auf die Backe und sagte: „ Bis in 3 Tagen Schatz, ich freue mich schon.“ Marc hatte ein seltsames Gefühl dabei, aber er dachte sich nichts weiter…
Angekommen auf der Insel freuten sich die 3 Freundinnen über den Sonnenschein. Bei ihnen Zuhause waren es gerade einmal 5°C, denn es war schon Ende Oktober. Schnell brachten sie ihr Gepäck auf das Hotelzimmer und dann ging es direkt an den Strand. Als sie dort lagen beobachtete Anna das Meer und dachte sich, wie schön es hier ist… Die Sonne scheint, das Meer rauscht und die Temperatur ist so angenehm, dass man sich fast vorkommt wie im Paradies. Dann fielen ihr die vielen Surfer im Meer auf. Surfen lernen, das wollte sie auch immer. Früher als sie noch zur Schule ging. Doch leider fehlten ihr damals die Möglichkeiten und das Geld. Nun fiel ihr ein Surfer ganz besonders auf. Er stand jede Welle, auch wenn sie noch so hoch war, während alle anderen wie Steine ins Wasser fielen. Er hatte schwarze Haare und einen braungebrannten gut trainierten Körper. Sie starrte ihn eine Weile an, bis ihre Freundinnen sie an stupsten und sie wieder aus ihren Träumereien aufwachte. Am Abend machten sich die drei ganz schick und zogen von Bar zu Bar und später von Club zu Club. Sie tranken jede Menge Alkohol und irgendwann kurz bevor sie wieder zu ihrem Hotel gehen wollten sah Anna einen Mann, der aussah wie der Surfer vom Strand. Sie starrte ihn wieder an und diesmal merkte er es. Er war es und schenkte ihr ein verschmitztes Lächeln zurück. Dann gingen sie. Am nächsten Tag am Strand sah sie ihn wieder. Sie beobachtete ihn die ganze Zeit und irgendwann hatte sie ein ganz schlechtes Gewissen. Sie würde in 2 Tagen ihren Freund heiraten. Warum beobachtet sie ununterbrochen diesen fremden Mann? Sie versuchte nun ihn zu ignorieren und sich auf das zu konzentrieren wozu sie auf die Insel gekommen waren: Spaß mit ihren Freundinnen haben! Am Abend gingen sie wieder aus. Und wieder tranken sie eine Menge Alkohol. Doch dann kamen sie auf eine fatale Idee. Sie wollten ans Meer und schwimmen gehen. Keine von Ihnen war mehr nüchtern und so taten sie es. Doch in dieser Nacht war das Meer besonders tückisch. Die Wellen kamen mit einer enormen Kraft und waren sehr hoch. Sie schlugen gewaltig auf die groben Steine, die sich im Meer befanden und welche man vom Strand aus nicht sehen konnte. Plötzlich erwischte eine Welle Anna und sie wurde unter Wasser hin und her geschleudert und wusste nicht mehr wo unten und oben ist. Ihre Freundinnen waren schon wieder aus dem Wasser gekommen und alberten herum, bis sie bemerkten, dass Anna gar nicht nachkam. Sie hielten Ausschau nach ihr, konnten sie aber nirgendwo sehen. Aufgeregt rannten sie am Strand herum und suchten nach Hilfe. Zur selben Zeit rannte ein Mann ins Meer, er hatte von der Promenade aus die Frauen beobachtet und gesehen, dass eine von ihnen nicht wieder auftauchte. Also rannte er ins Meer, er schwamm und schwamm und dann fand er Anna. Sie war bewusstlos und so zog er sie sicher an den Strand. Er führte alle erste Hilfe Maßnahmen durch die er gelernt hatte während seiner Ausbildung zum Surflehrer. Nach kurzer Zeit öffnete Anna ihre Augen wieder und da sah sie ihn; den Surfer vom Strand, den Mann aus der Disko. Und sie lächelte. Zusammen machten sie sich auf den Weg zu ihrem Hotel und dabei unterhielten sie sich. Er war aus der Schweiz, konnte deswegen deutsch und war schon mit 13 Jahren mit seiner Mutter nach Gran Canaria gekommen. Er erzählte ihr wie es ist da zu leben wo andere Urlaub machen und sie geriet ins Schwärmen. War das nicht genau das Leben, welches sie sich immer gewünscht hatte, damals mit 18 nach der Schule? Doch damals entschloss sie sich ja für die Ausbildung und danach arbeitete sie fleißig Tag für Tag, von der Welt hatte sie noch nicht viel gesehen. Er erzählte ihr auch, dass die Surfschule für welche er arbeitete, nach einer Mitarbeiterin für die Büroarbeiten suchte. Dann begann sie wieder zu träumen. Sie malte sich aus wie es wohl wäre, wenn sie alles in Deutschland stehen und liegen ließe und auf Gran Canaria ihren Traum verwirklichen würde. Doch dann bekam sie wieder ein schlechtes Gewissen, in weniger als 2 Tagen würde sie schließlich in Deutschland ihren Freund heiraten…
Auf dem Weg zum Hotel trafen die beiden auf Annas Freundinnen, die nun froh waren, dass es Anna gut ging. Dann bedankten sie sich bei dem Fremden und gingen schlafen. Am nächsten Tag mussten sie schon wieder packen, sich auf den Weg zum Flughafen machen. Anna war den ganzen Tag still, sie dachte nach über ihr Leben und alles was ihr gerade in den Kopf kam, auch noch einmal über die freie Stelle in der Surfschule und ganz besonders an den schwarzhaarigen Fremden, den sie letzte Nacht nicht einmal nach seinem Namen gefragt hatte. Angekommen am Flughafen wollten die drei gerade ihr Gepäck aufgeben, als plötzlich hinter ihnen der fremde Mann wieder auftauchte. Anna war sprachlos und die anderen beiden schauten sich verwirrt an. Dann sagte er: „Ich bin hier um dir zu sagen, dass du die schönste Frau bist, die ich in meinem Leben gesehen habe und dass es mir letzte Nacht, als wir uns unterhalten haben, vorkam als würden wir uns schon ewig kennen. Bitte halte mich jetzt nicht für verrückt, aber ich glaube ich habe mich in dich verliebt und deshalb bin ich hier. Bitte fliege nicht! Bitte bleibe hier, ich kann dir diesen Job besorgen, von dem ich dir gestern erzählt habe! Du könntest deinen Traum wahr machen!“ Die anderen beiden Freundinnen lachten ihn aus und warfen ihr Gepäck auf das Band, aber Anna nicht. Anna nahm ihren Koffer, ging zu dem fremden Mann, nahm in an die Hand und sie gingen fort. Sie arbeite in der Surfschule, lernte surfen und verliebte sich unsterblich in den fremden Mann, dessen Name Lucas war, und sie lebte einfach ihren Traum…
Von MJ am
29. September 2010 veröffentlicht
“Estelle, bitte komm mal in die Küche”, ruft Sabine Weiland durch die kleine Wohnung am Stadtrand von Berlin. “Ich muss mal mit dir sprechen.” Das dies nichts Gutes zu bedeuten hat, ist Estelle sofort klar. Nur selten sucht ihre Mutter ein klärendes Gespräch, wenn etwa Geldprobleme der Familie zu schaffen machen oder Estelles Vater, der nicht mehr bei der Familie lebt, nicht mit den Unterhaltszahlungen nachkommt. “Ich komme”, ruft Estelle hastig und zieht eilig ihren Lidstrich nach bevor sie sich auf den Weg in die kleine Wohnküche macht. Dort sitzt Ihre Mutter alleine am Tisch. Michel, ihr kleiner Bruder, darf heute bei einem Freund übernachten und daher will die Mutter – das weiß Estelle – die Chance nutzen, um mit ihrer Tochter zu sprechen. “Schatz, dein Vater macht mal wieder Probleme. Er hat für die letzten beiden Monate keinen Unterhalt überwiesen. Ich muss leider ab nächster Woche wieder mehr arbeiten gehen. Das heißt für dich, dass du jetzt zwei Mal in der Woche auf deinen Bruder aufpassen musst.” “Kein Problem”, antwortet Estelle wie aus der Pistole geschossen. “Ich muss aber jetzt los, Cynthia wartet schon.” Sie springt sofort auf, drückt ihrer Mutter einen Schmatzer auf die Stirn und zieht ihre neuen Schuhe, ein Paar Vans, das sie sich mühsam vom Taschengeld angespart hatte, aus dem Schuhschrank. “Ich bin um zwei wieder zuhause” ist das letzte, was die Mutter in der Küche hört. Denn im gleichen Moment verschwindet Estelle ohne auf eine Antwort zu warten in den dunklen Gang des großen Mehrfamilienhauses.
Cynthia, mit der sie gemeinsam die 12. Klasse des Gymnasiums besucht, wartet bereits ungeduldig mit Zigarette in der Hand vor dem Haus auf einer Bank. “Mensch, du brauchst echt immer ewig bis du fertig bist”, sagt sie bei der obligatorischen Umarmung mit leicht vorwurfsvollem Ton. “Ich musste noch mit meiner Mutter sprechen”, versucht Estelle als Erklärung zu erwidern, doch diese will Cynthia wohl nicht hören, denn sie zieht ihre Freundin im gleichen Moment am Arm in Richtung S-Bahnhof. Dort angekommen schaffen die beiden Freundinnen es noch gerade in den letzten Wagen der Bahn zu springen, bevor sich die Türen schließen. Nach rund zwanzig Minuten Fahrt erreichen beide den Stadtteil Friedrichshain. Dort sind sie mit zwei weiteren Freundinnen in einer Bar verabredet. Da heute alle vier Mädchen früher zuhause sein müssen, steht statt Tanzen ein nettes Bargespräch auf dem Programm. Die angesagte Bar in der Nähe der Warschauer Straße ist schon brechend voll. Estelle und Cynthia sehen erst nach einigen Minuten ihre beiden Freundinnen, die einen Tisch in der Ecke ergattern konnten.
Cynthia läuft zielstrebig auf die anderen zu, während Estelle noch in ihrer Tasche nach dem Handy kramt. Als sie wieder aufblickt hat sich die Lücke vor ihr geschlossen. Sie sieht nur ein breites Kreuz eines Mannes, der sie um einen halben Kopf überragt. “Entschuldigung, darf ich mal durch”, ruft sie laut, um gegen die laute Musik anzukommen. Doch vergeblich. Der junge Mann dreht sich nicht um. Erst als sie ihren Finger auf seine Schulter tippt dreht sich der große Dunkelhaarige um und blickt ihr in die Augen. Estelle starrt wie gebannt in die braunen Augen eines hübschen Mannes. So scheint sich wohl Liebe auf den ersten Blick anzufühlen, schießt es ihr durch den Kopf. Auch der junge Mann mit kurzem Haar und lässigem Dreitagebart scheint Gefallen an der Situation zu finden, denn auch er erwidert den Blick mit einem Lächeln. “Sorry, aber ich will durch”, ist das einzige, was Estelle ohne den Blick abzuwenden sagen kann. Der geheimnisvolle und doch auf sie so anziehend wirkende Fremde bewegt sich aber keinen Millimeter und bleibt mit einem unverschämten Lächeln vor ihr stehen. Plötzlich beugt er sich zu ihrem Ohr vor und flüstert mit einem deutlich erkennbaren französischen Akzent ins Ohr: “Bleib noch ein wenig stehen.”
Während der Franzose mit säuselndem Ton eine Annäherung wagt, versucht Estelle, die trotz französisch klingendem Namen weder etwas mit dem Land zu tun hat, noch die Sprache beherrscht, den Fremden zu begutachten. Sie erblickt ein Shirt von Lacoste, eine feine Jeans und edle Markenschuhe. Eigentlich nur Äußerlichkeiten, jedoch wird ihr schnell klar, dass sie es hier nicht mit einem armen Schlucker zu tun hat. “Ich bin Pierre und bin Austauschstudent”, sagt der großgewachsene Franzose ohne dabei sein Lächeln aufzugeben. Estelle fehlen immer noch die Worte. Sie kann lediglich mit dem Kopf nicken und versucht sich an ihrem Gegenüber vorbei zu drängeln. “Bleib doch noch hier”, ruft er hier hinterher. Doch vergeblich: Estelle läuft wortlos zum Tisch ihrer Freundinnen, die sie mit großem Hallo begrüßen. Von dem attraktiven Unbekannten erzählt sie jedoch nichts. Nach einer Stunde muss Cynthia zur Toilette. Auch Estelle nutzt die Gelegenheit und begleitet ihre beste Freundin. Nach fünf Minuten versuchen Sie sich erneut zu ihren Freundinnen durchzudrängen. Diese schauen entgeistert auf einen Zettel. “Mädels, was ist los”, fragt Cynthia. “Die Karte ist für Estelle”, entgegnet ihr Nadine, die noch immer mit großen Augen auf den Zettel starrt. Verwirrt schaut Estelle auf das Stück Papier, das sich als edle Visitenkarte entpuppt, und kann nur mit Mühe einen Schrei vor Glück unterdrücken. Der Zettel stammt von Pierre und neben seiner Telefonnummer steht mit Tinte ein “Bitte ruf mich an!” … Fortsetzung folgt.
Von bigboy am
16. September 2010 veröffentlicht
Zwischen Kastilien-La Mancha und der Extremadura liegt Andalusien und lockte mich mit den rhythmischen Klängen des Flamenco, in andalusischen Hinterhöfen, charmanten spanischen Gärten und tanzenden Schönheiten, die mit ihrem langen rotschwarzen Kleidern ihre Reize betonen und einem nackten Rücken entzücken. War es einst das Klang der vielen Kulturen, der Flamenco und heute als spanische Musik weltweit bekannt, der sich in Spanien fand und mein Interesse weckte, mündete ich in einem billigen stummen Hotel, einer spartanisch-modernen Mainstream-Ausstattung ohne spanischen Flair. Die Zimmer waren klein, dunkel und stickig. Erwartete ich doch, dass in Sevilla das Klima heiß und trocken ist, drückte das Zimmer doch meine Stimmung. Es fühlte sich an wie Liebeskummer, ein Stechen im Körper wenn die Liebe nicht erwidert wird, wenn Wünsche und Hoffnungen nicht erfüllt werden. Noch am gleichen Abend der Ankunft versuchte ich mich nach dem langen Flug auf dem harten Bett des blaugelben Möbelausstatters zu entspannen und meine Gefühle über die Enttäuschung des ersten Eindrucks einzudämmen, als klappernde Kastagnetten meine Aufmerksamkeit weckten.
Als die akustische Gitarre anfing den Hinterhof des Hotels zu beschallen und eine schöne weibliche Stimme die die Gassen beschallte, zog es mich aus meinem Zimmer. Selbst durch die kleinsten Gänge, alten Treppenhäuser und hölzerne Türen geschmückt mit echten Rosen, schallte der Flamenco mir den Weg zu den Wurzeln des spanischen Lebens. Der Mentalität und des Traums, dem man sich hingibt, wenn spanische Gitarre ihre Töne durch die Luft schwingt und längst nicht nur im Gehör mündet, sondern die Eroberung des Herzen als Ziel halt. Mag es ein romantischer Moment gewesen sein, da ich nicht erwartet hätte dass eine Unterkunft in Sevilla dieser Qualität die historischen Türen mit echten Rosen beschmückt. Wohl war es der Duft der Rosen, der meine Nase erreichte und plötzlich mein Empfinden veränderte. Als die weibliche Stimme in mein Herz schallte, bestürmte mich ein Gefühl, das ich nicht beschreiben konnte. Einen Sangria wollte ich mir erst im Laufe des Abends gönnen, doch die Gitarrenklänge und der schnelle Takt der Kastagnetten lösten ein Gefühl der Euphorie aus, die Stimme der Flamencosängerin ein Gefühl der Verliebtheit und die Rosen eine Stimmung der Sorglosigkeit. Kurz in Gedanken verlaufen, öffnete ich die mit Rosen beschmückte Tür, um die spanischen Musiker auch mit meinen Augen zu sehen und was ich sah, war mein Nachttisch.
Doch das Gefühl der Leidenschaft und Begeisterung war nicht vergangen, so machte ich mich auf aus dem Zimmer in die Gassen Sevillas. Weit müsste ich nicht gehen, lange dürfte es nicht dauern, um eine spanische Flamencogruppe anzutreffen und meinen Traum wahr zu machen.
Von Julka84 am
31. Juli 2010 veröffentlicht
Der Kapuzenmann wurde an einem braungrauen Regentag im November geboren. Später hieß es oft er trüge Kapuzen, weil es im November immer regnete. Aber das ist schlicht ein Beleg der menschlichen Hybris. Ständig sind wir darauf bedacht Sinnhaftigkeiten zu konstruieren, Muster zu sehen, Zusammenhänge herzustellen. Das Andere musste in unsere Formen gepresst werden, sonst würden wir es zum Teufel jagen. Eine Erklärung jagt die andere, eine Prämisse wird durch eine weitere legitimiert, beflügelt bis wir in den himmlischen Sphären Gott treffen oder untermauert, bis wir in klammfeuchter Erde dem Tod begegnen. So war es auch mit dem Kapuzenmann. Dass er anders war, sah man auf den ersten Blick.
Als ich ihn das erste Mal sah war er wohl so um die vierzig, ich dreiundzwanzig, in studentischem Traumnebel verhaftet und ob meines Literaturstudiums durchaus nicht mehr romantisch veranlagt. Ich begegnete ihm im Café „Blauer Reiter“ und er nahm mir den Atem. Es wäre falsch zu behaupten es verschlüge mir den Atem. Denn dann hätte ich einer unbestimmten Es-Gewalt eine Macht über mich zugestanden, die den Kapuzenmann reduziert hätte. Das es sich derart verhielt, war mir vom ersten Moment an glasklar. Er setzte sich an einen Fenstertisch, ließ sich einen Tee bringen, saß aufrecht da ohne verkrampft zu wirken und starrte in den feuchten Herbsttag, der den Blätterhaufen vor der Straße einen modrigen Geruch abrang. Er trug Bluejeans und einen marinefarbenen Kapuzenpullover. Von meinem Platz aus konnte ich nur seinen Rücken sehen und mir die Schulterblätter unter seinem Pullover ausmalen. Seine Hände, die die Teetasse nicht anrührten, waren groß, kräftig, ad hoc hielt ich sie für salzig. Gleichsam wirkten sie weich. Ich vermochte es nicht meine Blicke von ihm zu wenden, wie ein Magnet hatte er mich angezogen, nur gab es keinen Gegenpol, mit dessen Hilfe ich mich seiner hätte entziehen können. Gebannt beobachtete ich ihn. Meine Augen wagten es nicht zu blinzeln und wurden trocken.
Nach etwa zehn Minuten erhob er sich, zahlte ohne ein Wort zu sagen, drehte sich für einen Augenblick zu mir, so dass sich unsere Blicke trafen. Sein Gesicht war schön, selbst im Zwielicht aus Herbstgrau, Neonlicht und dem Schatten, den seine Kapuze über sein Antlitz warf. Mattblonde Haarsträhnen umrahmten sein Gesicht; volle Lippen, eine kleine weiche Nase und Augen, deren blaugraugrün eine Ruhe aussendeten, die sich in mir spiegelte, als würden helle Worte in einer dieser mattschattigen orthodoxen Kirchen Sibiriens den Raum füllen. Seine im Grunde ausdruckslosen Ruheaugen schienen alles Denkbare gesehen zu haben. Indes gereichten sie mir zum Leid. Denn ein solcher Blick, da war ich mir sicher, konnte nur Beliebigkeit bedeuten und zwar die alles negierende Beliebigkeit des Seins. Früher hatte ich mich immer darüber empört, dass das Sein eben „Sein“ hieß und nicht etwa „Ihr“, genauso wie es die Erde und nicht die Siede heißt. Sein Blick tilgte diese Empörung, die Welt war tatsächlich männlich. Er ging.
Ohne zu zögern stand ich auf, zog meinen Ledermantel an, warf mir mein Tuch um den Hals, zahlte hastig und schritt auf die Straße. Er war fort. Die Straße war lang, in so kurzer Zeit hätte er es unmöglich bis zur nächsten Ecke schaffen können. Ich war verwirrt, ging zurück ins Café. Seine Tasse stand nach wie auf dem Tisch, an dem er gesessen hatte, also konnte ich ihn mir nicht eingebildet haben. Mein Herz schlug allmählich langsamer, ich trat erneut zur Tür hinaus und blickte mich genau um. Von ihm keine Spur, nichts, nada. Ich drehte mir eine Zigarette, zündete sie an, nachdem ich mein Feuerzeug gefunden hatte und sog den Rauch tief in meine Lungen. Ich wusste, ich würde nach Hause gehen und mir einen Joint drehen. Langsam ging ich die Straßen entlang, ich hätte die Straßenbahn nehmen können, konnte mich aber nicht dazu durchringen. Nieselregen setzte ein und plötzlich besann ich mich darauf, dass mir der Kapuzenmann bekannt vorkam. Ich werde ihn schon einmal gesehen haben müssen, dachte ich, nur wo und wann? Ich durchforstete mein Gedächtnis, meine Erinnerungen und die gelegentlichen Tagträume, aber niemand, der mir in den Sinn kam, kam auch nur annähernd in Frage der Kapuzenmann gewesen sein zu können. Ich passierte einen kleinen Park. Im letzten Herbst hatten Johannes und ich uns hier ausgelassen in die Laubhügel geworfen, die die Stadtreinigung hatte auftürmen lassen. Wir haben uns mit klammem Laub beworfen, waren einander ausgewichen um uns zu finden, lachten und küssten einander. Johannes hatte es Laubtaumeltanz genannt, seine Wangen glühten noch, als wir in meiner WG ankamen. In meinem Zimmer war es wie immer kalt gewesen, er wollte mich wärmen, war übermütig glücklich. Mich erschauderte die Lust, mit der er mir über mein Haar strich, mich entkleidete und liebkoste. Wir waren seit Jahren ein Paar und noch immer faszinierten ihn meine Brüste und Achselhöhlen, meine tief liegenden Schlüsselbeinknochen, der Leberfleck in meinem Bauchnabel. Behutsam streichelte er mich, tastete sich entlang imaginärer Fahrrinnen auf meinen Schenkeln. Doch warm wurde mir nicht. Mir wurde schal zumute, trotzdem ließ ich ihn gewähren. Es war nicht das erste Mal, dass mich sein Glück an meinem stummen Körper überfordert hatte. Ich war immer wieder erstaunt und perplex wie einfach es war ihn glücklich zu machen. Es reichte vollkommen aus, dass ich mich nackt auf meine Matratze legte, meinen Mund ganz leicht öffnete und ihm direkt in die Augen blickte. Er sagte er liebe mich, drang langsam in mich ein und genoss unsere Bewegungen. Als er in mir kam, hielt ich ihn fest umschlungen. Ich hielt ihn fest und hielt es aus. Zwei Wochen später trennte ich mich. Er verließ meine Matratze, den Park, die Stadt. Bekannte meinten er unternehme eine Weltreise und dass es ihm in Buenos Aires sehr gut gefalle. Ich wusste, dass er zu empfindsam war um Buenos Aires zu mögen, obwohl ich selber noch nie dort gewesen bin.
Als ich vor meiner Wohnungstür ankam, war es bereits dunkel. Ich schloss die Tür auf, streichelte meinen Kater, gab ihm zu fressen. Außer mir war niemand zuhause. Der Kapuzenmann ging mir nicht aus dem Kopf, sein Rücken, seine Schultern, seine Augen sah ich unbeirrt vor mir, sobald ich meine Augen schloss. Ich setzte mich auf das Küchensofa, baute mir einen Joint und zündete ihn an. Ich war nicht imstande einen klaren Gedanken zu fassen, ging aufs Klo, vermied es mich im Spiegel anzusehen, ging erneut in die Küche zu Kater und Joint. Es half nichts. Ich ging in mein Zimmer und trat ans Fenster. Draußen war es stockduster und regnete. Trotzdem sah ich ihn. Er sah zu mir hoch, ich war mir ganz sicher.
Es schien sogar als lächelte er, ganz und gar unnosographisch. Erneut wurden meine Lungen schwer. Ich konnte für Sekunden nicht atmen. Er schritt indes auf meine Haustür zu, wenig später klingelte es. Benommen ging ich über den Flur zur Tür und öffnete. Da stand er, groß und durchnässt. Er blickte mir in die Augen und ich meinte mein Herz bliebe stehen. Ich konnte weder sprechen noch mich bewegen. Lange schien mir, verharrten wir so. Schließlich wandte er seinen Blick ab, musterte mich, den Joint in meiner linken Hand und den Kater, der sich hinter mir positioniert hatte. Ernst fragte er mich wann ich geboren sei. „Mitte Juli“ stammelte ich. „Also bist du Krebs vom Sternzeichen?“ raunte seine Stimme unter der Kapuze. „Ja“, sagte ich klamm. Er lächelte matt, vollkommen souverän und wendete sich um. „Du bist noch nicht reif“, sagte er schlicht, „mit dir hat es noch keinen Sinn.“ Ich sah ihm nach, wie er die Treppenstufen hinunter ging, dann rannte ich an mein Fenster um ihn auf der Straße zu sehen. Er war fort. Ich sank auf meiner Matratze zusammen, weinte gleichmäßige salzige Tränen.
Zwei Wochen später erhielt ich eine Postkarte aus Buenos Aires. Auf ihr stand: „das Wetter ist wechselhaft.“