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Das erste Mal in New York – Die Ankunft

Von Pudelwohl am 4. Juni 2010 veröffentlicht
Thema: Alltag

Vor zwei Wochen war ich das erste Mal in New York City. Nach einem knapp achtstündigen Flug landeten mein Bruder Kevin und ich auf dem John F. Kennedy International Airport. Wir waren beiden ziemlich aufgeregt, denn es war unsere erste Reise außerhalb Europas. Angekommen in Amerika wollten wir schnell unsere Koffer schnappen und uns ins Abenteuer stürzen. Aber so schnell wollte man uns gar nicht aus dem Flughafen lassen. Nachdem wir die Maschine verlassen hatten und durch kilometerlange Gänge spaziert waren, erreichten wir endlich die Zollabfertigung. Dort warteten bereits hunderte Reisende brav in einer Schlange stehend auf den Einlass in die Vereinigten Staaten. Ich traute meinen Augen nicht und auch Kevin gab ein nüchternes “Oh Mann!” von sich. Der Wunsch schnell in die Stadt zu kommen, war erstmal dahin. Wir stellten uns also genervt hinten an und hofften, dass es rasch vorwärts ging. Unseren Unmut haben wir allerdings nicht laut ausgesprochen, denn in der Abfertigungshalle standen alle paar Meter Sicherheitsbeamte mit großen, automatischen Pistolen. Wir wollten einfach keinen Ärger machen. Die Wartezeit ging schließlich doch schneller um als gedacht. Die Vorfreude auf New York und der spannende Reiseführer heiterten unser Stimmung wieder auf. Vor dem Schalter wurden Kevin und ich getrennt. Jeder musst Grund und Dauer des Aufenthalts angeben. Zudem wurden von uns beiden Fingerabdrücke und Fotos gemacht. So strenge Kontrollen gibt es in Deutschland nicht. Seit dem Anschlag auf das World Trade Center im September 2001 nehmen die Amerikaner Sicherheitsbestimmungen am Flughafen sehr ernst. Nach der Zollkontrolle startete das eigentliche Abenteuer. Wir zogen unsere Koffer vom Band und versuchten uns in dem riesigen Flughafen zu orientieren. Wir liefen kreuz und queer, bis wir irgendwann draußen vor dem Hauptgebäude standen. Kevin schaute mich an und sein Blick verriet mir, dass wir keinen Plan hatten, wie wir vom Flughafen in die Innenstadt kommen sollten. “You wanna drive with Limo?” riß es uns aus der Hilflosigkeit. Eine freundlich lächelnde Frau mittleren Alters stand plötzlich vor uns. Sie hatte eine Uniform an und erklärte uns, dass wir mit einer Limousine für 150 Dollar vom Flughafen zur Innenstadt kommen könnten. “Eine Limousine!”, dachte ich mir. Das hätte doch was. Allerdings waren 150 Dollar viel Geld und Kevin machte mir und der Dame im schwarzen Outfit sofort klar, dass die 150 Dollar anderweitig ausgegeben werden. Wir winkten also ab und schlendeten planlos auf dem Gelände hin und her. Auf einmal erblickte ich ein Schild mit der Aufschrift “Public Busses”. Von da an ging alles sehr schnell. Wir machten die Bushaltestelle aus, stiegen in den nächsten Bus und verließen den Flughafen. Die Außenfassade New Yorks kam in unser Blickfeld. Hochhäuser, die Freiheitsstatue, das Empire State Builduing … ein Tunnel! Die Fahrt unter der Erde wollte gar nicht mehr enden, bis Kevin und ich endlich wieder Tageslicht sahen. Wir schauten vorsichtig nach draußen, um noch vorsichtiger nach oben zu schauen. Beim Anblick der Hochhäuserfronten blieb mir der Atem stocken. So etwas Beeindruckendes sieht man nicht alle Tage. Die Aussicht war überwältigend. Der Bus parkte dann im Port Authority. Das ist ein großer Busbahnhof für Nah- und Fernbusse. Von dort aus fragten wir uns zum Hotel durch. Nach dem wir unser Zimmer bezogen hatten, wollten wir etwas Essen gehen. Da Kevin und ich sehr erschöpft waren, entschieden wir uns im Hotelrestaurant zu speisen. Aber anstatt ins Lokal zu gehen, platzten wir in den Baalsaal des Hotels. Dort fand gerade ein großes Pokerturnier statt. Kevin und ich stolperten zwischen den vielen Tischen umher und blickten uns ratlos um. Ein stämmiger Mann im weißen Anzug fragte uns höflich, ob wir mitspielen wollten. Kevin sagte: “No thanks, we’re just looking for the restaurant.” Der Herr im weißen Samt musste kichern und erwiderte: “Go back to the Lobby, then turn left and you will find “Big Apple” the Hotelrestaurant.” Auf dem Weg fragte ich, ob Kevin Pokern könne. “Poker lernen ist nicht schwer.”, führte er aus. Im Internet und auch im Stadtclub hätte er schon ein paar Erfahrungen gemacht, aber seine Kenntnisse würden ganz sicher nicht für die Pokertische hier im Hotel ausreichen. Wir lachten herzlich und erreichten ohne weitere Schwierigkeiten das Restaurant. Nach Cola, Steak mit Pommes und einem leckeren Eis, fielen wir aufs Bett. “Sollen wir Mutter anrufen?”, fragte ich Kevin? “Was? Die schläft doch jetzt längst! Schau mal auf die Uhr.” Kevin hatte Recht, es war sehr spät geworden. Aber eines hatte er nicht bedacht. “Es ist in New York jetzt Nacht, in Deutschland aber ist es jetzt früh morgens. Sie wird vermutlich schon auf sein, Lena und Henning Frühstück zu machen.”, antworte ich. Mutter freute sich sehr unsere Stimme zu hören. Wie ich es vermutete, war sie eben erst aufgestanden und kochte Kaffee. Wir versprachen ihr, auf uns aufzupassen und der Familie schöne Souvenirs mit zu bringen. Erschöpft, aber glücklich vielen wir ins Bett. In Gedanken an den morgigen Tag und die vielen kommenden Abenteuer in New York schlief ich ein. Im Traum verarbeitete ich noch einmal die Erlebnisse der letzten Stunden. Das Abenteuer New York hatte begonnen und am nächsten Tag sollte es fortgesetzt werden…