Der Stoff aus dem die Geschichten sind
Von Jeratsch am 19. Januar 2011 veröffentlicht„Aus welchem Stoff sind deine Geschichten?“ fragte mich das kleine Mädchen mit den großen neugierigen Augen. Ich schaute sie verdutzt an. Das Mädchen war vielleicht gerade Mal vier Jahre alt, woher kannte sie eine solche Sprache. Seit einiger Zeit kam sie regelmäßig in meinen Laden, immer um die gleiche Zeit und immer hatte sie jede Menge Fragen dabei. „Du willst wissen aus welchem Stoff meine Geschichten sind?“ fragte ich sie nun und atmete tief ein. „Ich werde es dir erzählen, nachts wenn es dunkel ist und ich in meinem Bett liege, besuchen mich zahlreiche märchenhafte Gestalten. Sie kommen aus einem fernen Land, in dem es ganz anders ist als bei uns. Diese Figuren, die geben mir den Stoff für meine Geschichten, sie inspirieren mich und erzählen mir allerlei von ihrem Leben, den Besonderheiten ihres Staats und was sie so erleben. Das Mädchen schaute mich mit ernsthaftem Gesichtsausdruck an. Ob sie das wohl meinte, als sie nach dem Stoff meiner Geschichten fragte überlegte ich fieberhaft bei mir. Ich wollte ihr ihre Illusionen nicht rauben und den Glauben ans Fantastische nicht nehmen, an den Stoff, der nur für Kinder noch wirklich real ist, da die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit bei ihnen noch ineinander übergehen. Ich wollte das sie mir glaubt, was ich ihr erzähle und das die Figuren vor ihren Augen lebendig werden, dass sie sehen kann wie sie nachts zu meinem Fenster hineingeschwebt kommen und am Stoff meiner Bettdecke ziehen. Das kleine Mädchen hatte mir die ganze Zeit über aufmerksam zugehört. Als ich fertig war schaute sie mir fest in die Augen und sagte mit einem verschmitztem Lächeln: „Deine Fantasie, dass ist der Stoff aus dem deine Geschichten sind!“