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Peters großes Abenteuer

Von Giro am 1. Februar 2012 veröffentlicht
Thema: Humor

Peter ist Student der Informatik und träumt von einem Abenteuer. Er möchte etwas erleben und seinen Helden in seinen Computerspielen nacheifern. Da er bis tief in die Nacht an seinem PC sitzt ist Peter sehr blaß und trägt eine dicke Brille. Am liebsten spielt er WOW (World of Warcraft ) und Egoshooter. Mit seinen Freunden trifft er sich eher online und ist Vorsitzender der DOS-Fans-Community.

Er träumt gerade von spannenden Kämpfen in WOW, als seine Mutter ihn aus seiner Trance reißt, indem sie mit ihrem Staubsauger gegen die Tür poltert.

“Peeeeter”, ruft Sie, “Peter, Du wolltest dich doch noch nach  kostenlosen Girokonten bei der Sparkasse erkundigen!”.

“Och Mutti” ruft Peter, aber das Poltern ebbt nicht ab.

Nach einer halben Stunde dauerhaften Nervens streicht Peter die Segel. Diese Schlacht hat er verloren, aber in WOW werden noch einige folgen.

Peter rückt seine Brille zu recht, gibt der Mutti einen Kuss und verläßt die Wohnung.  Zu seinem Entsetzen muss er die Treppen laufen, da der Aufzug kaputt ist. Er überlegt die Mission abzubrechen, aber er weiß, dass die Mutti ihm im Nacken sitzt. “Die läßt nicht locker!”, denkt er sich und wankt die Treppen runter.

Unten angekommen wischt er sich den Schweiß aus dem Gesicht. Hätte er sein Handy dabei, dann würde er sich einen Notarzt rufen, aber so bleibt ihm keine Wahl. Peter macht sich zu Fuß auf den Weg zur nächsten Sparkasse. Unterwegs hält er noch kurz beim Bäcker, um sich eineRumkugel und einem Liter Cola als Wegzehrung zu besorgen.

Irgendwann sieht Peter das rote S der Sparkasse und die Endorphine schießen ihn in den Kopf. Solch ein Glücksgefühl erlebt er sonst nur, wenn er einen schweren Quest beendet oder einen Drachen Level 37 und höher besiegt hat. Peter zieht sein Tempo an und erreicht keuchend die Bankfiliale.

Er läßt seinen Arm mit der leeren Colaflasche sinken und kämpft gegen Schwindelgefühle an. “Doofe Mutti” denkt er und entdeckt, dass sein Klettverschluss offen ist. Peter bückt sich, um den Makel zu beheben, als die Tür der Sparkasse aufspringt und ein Mann mit Skimaske herauseilt. Peters Motorik hat aufgrund des heutigen Gewaltmarsches ein paar Aussetzer und so gelingt es ihm nicht auszuweichen.

Der Mann mit der sportlichen Skimaske stolpert über Peter und knallt mit dem Kopf auf dem Boden. Peter richtet sich langsam auf und überlegt wegzulaufen, doch seine geschundenen Füße versagen ihren Dienst.

Kurz darauf hält ein Polizeiwagen vor der Bankfiliale und zwei Beamte steigen aus. Im gleichen Moment kommen die Sparkassenmitarbeiter aus der Tür und dann geht alles ganz schnell. Der Räuber wird festgenommen und abgeführt. Peter wird mit Lob für sein beherztes Eingreifen überschüttet und erhält ein lebenslang kostenloses Konto für Studenten.  Die Polizei und Bankmitarbeiter sind von Peters Heldentat begeistert.

Eine Bitte hat er jedoch noch: “Bitte nichts der Mutti erzählen, sonst schickt die mich morgen wieder vor die Tür!”