Short Story

Kurzgeschichten mit Links

Spanischer Traum zwischen Flamenco und Realität

Von bigboy am 16. September 2010 veröffentlicht

Zwischen Kastilien-La Mancha und der Extremadura liegt Andalusien und lockte mich mit den rhythmischen Klängen des Flamenco, in andalusischen Hinterhöfen, charmanten spanischen Gärten und tanzenden Schönheiten, die mit ihrem langen rotschwarzen Kleidern ihre Reize betonen und einem nackten Rücken entzücken. War es einst das Klang der vielen Kulturen, der Flamenco und heute als spanische Musik weltweit bekannt, der sich in Spanien fand und mein Interesse weckte, mündete ich in einem billigen stummen Hotel, einer spartanisch-modernen Mainstream-Ausstattung ohne spanischen Flair. Die Zimmer waren klein, dunkel und stickig. Erwartete ich doch, dass in Sevilla das Klima heiß und trocken ist, drückte das Zimmer doch meine Stimmung. Es fühlte sich an wie Liebeskummer, ein Stechen im Körper wenn die Liebe nicht erwidert wird, wenn Wünsche und Hoffnungen nicht erfüllt werden. Noch am gleichen Abend der Ankunft versuchte ich mich nach dem langen Flug auf dem harten Bett des blaugelben Möbelausstatters zu entspannen und meine Gefühle über die Enttäuschung des ersten Eindrucks einzudämmen, als klappernde Kastagnetten meine Aufmerksamkeit weckten.

Als die akustische Gitarre anfing den Hinterhof des Hotels zu beschallen und eine schöne weibliche Stimme die die Gassen beschallte, zog es mich aus meinem Zimmer. Selbst durch die kleinsten Gänge, alten Treppenhäuser und hölzerne Türen geschmückt mit echten Rosen, schallte der Flamenco mir den Weg zu den Wurzeln des spanischen Lebens. Der Mentalität und des Traums, dem man sich hingibt, wenn spanische Gitarre ihre Töne durch die Luft schwingt und längst nicht nur im Gehör mündet, sondern die Eroberung des Herzen als Ziel halt. Mag es ein romantischer Moment gewesen sein, da ich nicht erwartet hätte dass eine Unterkunft in Sevilla dieser Qualität die historischen Türen mit echten Rosen beschmückt. Wohl war es der Duft der Rosen, der meine Nase erreichte und plötzlich mein Empfinden veränderte. Als die weibliche Stimme in mein Herz schallte, bestürmte mich ein Gefühl, das ich nicht beschreiben konnte. Einen Sangria wollte ich mir erst im Laufe des Abends gönnen, doch die Gitarrenklänge und der schnelle Takt der Kastagnetten lösten ein Gefühl der Euphorie aus, die Stimme der Flamencosängerin ein Gefühl der Verliebtheit und die Rosen eine Stimmung der Sorglosigkeit. Kurz in Gedanken verlaufen, öffnete ich die mit Rosen beschmückte Tür, um die spanischen Musiker auch mit meinen Augen zu sehen und was ich sah, war mein Nachttisch.

Doch das Gefühl der Leidenschaft und Begeisterung war nicht vergangen, so machte ich mich auf aus dem Zimmer in die Gassen Sevillas. Weit müsste ich nicht gehen, lange dürfte es nicht dauern, um eine spanische Flamencogruppe anzutreffen und meinen Traum wahr zu machen.